Rückrufaktion wahrscheinlich : Toyota und die rutschenden Fußmatten
- -Aktualisiert am
Rutschige Angelegenheit: Auch der Toyota Prius Hybrid ist betroffen Bild: dpa
Der größte Automobilhersteller der Welt steht womöglich vor der größten Rückrufaktion in seiner Geschichte. Rund 3,8 Millionen Besitzer der Marken Toyota und Lexus sollten vorerst die Fußmatten aus ihren Fahrzeugen entfernen.
Betroffen von dem Sicherheitshinweis und dem womöglich drohenden Rückruf ist auch Toyotas Vorzeige-Hybridfahrzeug Prius. Das Unternehmen reagierte auf einen tödlichen Unfall in den Vereinigten Staaten, bei dem womöglich eine nicht sicher befestigte Fußmatte das Gaspedal verklemmte und eine unbeabsichtigte Beschleunigung des Fahrzeuges auslöste.
Der genaue Unfallhergang wird von amerikanischen Behörden noch untersucht. Verkehrsminister Ray LaHood sprach von einer dringenden Angelegenheit. Für Toyota ist es nicht das erste Mal, dass es wegen Problemen mit den Fußmatten in den Vereinigten Staaten Fahrzeuge zurückrufen muss. Das Unternehmen untersuche, ob ähnliche Schwierigkeiten in Europa oder Japan auftreten könnten, sagte eine Sprecherin in Tokio. Angaben zu möglichen Kosten machte das Unternehmen nicht.
Bisher noch kein Rückruf
Der bevorstehende Rückruf kommt für Toyota ungelegen zu einer Zeit, da der Autohersteller den Tiefpunkt der Krise hinter sich sieht und auch wegen der großen Nachfrage nach dem Prius vorsichtig auf eine Ausdehnung der Produktion setzt. Untrügliches Signal dafür ist, dass Toyota nach neuen Angaben 1600 neue Mitarbeiter befristet einstellen möchte. Das Unternehmen verdoppelte damit die erst Anfang September genannte Zahl von 800. Im August hatte Toyota in Japan erstmals seit dreizehn Monaten wieder mehr Fahrzeuge verkauft als im Vorjahr. Auch die Produktion im Ausland lag im Vorjahresvergleich erstmals seit August 2008 wieder höher.
"Es handelt sich bisher nicht um einen Rückruf", sagte eine Unternehmenssprecherin von Toyota in Deutschland auf Anfrage. Es sei lediglich ein Sicherheitshinweis an die Besitzer der betroffenen Modelle versendet worden, worin empfohlen werde, die Matten herauszunehmen. Nach derzeitigem Stand sei das Problem die Verwendung von Fußmatten, die entweder nicht von Toyota hergestellt worden seien oder nicht zu dem betreffenden Fahrzeugmodell gehörten. Ob die Probleme auch Modelle betreffen, die in Europa verkauft werden, müsse noch geklärt werden. Bei den 3,8 Millionen Fahrzeugen, die möglicherweise in Amerika zurückgerufen werden müssen, handele es sich um folgende Modelle: den Camry aus der Produktion von 2007 bis 2010, den Avalon (2005 bis 2010), den Prius (2004 bis 2009), den Tacoma (2005 bis 2010), den ES350 (2007 bis 2010), den IS250 sowie den IS350 (2006 bis 2010).
Juristen halten einen Rückruf für wahrscheinlich
"In einem Rückrufverfahren gibt es zwei Schritte", sagte Christoph Stürmer vom Analysehaus IHS Global Insight der F.A.Z. Zunächst werde der Hersteller von der Transportbehörde National Highway Traffic & Safety Administration aufgefordert, den Rückruf durchzuführen. Danach müsse die Anweisung vom Hersteller intern umgesetzt werden. "Es kann Wochen dauern, bis das umgesetzt wird. Für Toyota bedeutet es einen erheblichen logistischen Aufwand, die fehlerhaften Teile zu identifizieren und neu zu beschaffen", sagte Stürmer.
Auch Juristen halten einen Rückruf für wahrscheinlich. "Wenn es sich tatsächlich um Fußmatten von Toyota handelt und deren fehlerhafte Befestigung zur Blockade des Gaspedals führt, dann ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem Rückruf zu rechnen", sagte Thorsten Vormann, Partner bei der Kanzlei Clifford Chance. Hersteller hätten die Pflicht, die Sicherheit ihrer Produkte im Alltag zu beobachten und gegebenenfalls der Transportbehörde Schwierigkeiten zu melden.