Manchmal verhandelt Lionel Souque auch an ungewöhnlichen Orten. In der Loge beim Fußballspiel gegen den VfB Stuttgart hat der Rewe-Vorstandschef gerade einen Unternehmer getroffen, der Markenartikel für den Lebensmittelhändler liefert. Souque war da, weil sein Unternehmen den 1. FC Köln sponsert, und als sein Gegenüber fragte, ob er ihn denn kenne, hat Souque nach eigener Erzählung geantwortet: „Natürlich, und ich kenne auch Ihre Preise. Nicht, weil ich alle Preise von 50 000 Artikeln weiß, aber weil Sie einer der schlimmsten sind.“ Vielleicht lag es auch an der etwas offensiven Begrüßung, dass Souque keine richtige Erklärung auf die Frage bekommen hat, warum der Markenartikler seine Preise um 17 Prozent hochgeschraubt hat.
Erzählt hat der Rewe-Vorstandsvorsitzende die Anekdote am Mittwochabend vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf, und die sollte vor allem illustrieren, dass er es ernst damit meint, dass sich der Lebensmittelhändler entschieden gegen ungerechtfertigte Aufschläge wehre. Gerade unter multinationalen Konsumgüterherstellern gebe es eben Trittbrettfahrer, die von den gestiegenen Preisen und der Gewöhnung daran profitieren wollten. „Da kämpfen wir brutal dagegen“, sagte Souque. Ein Ende der hohen Kosten im Supermarkt ist hingegen nicht abzusehen. „Uns werden zurzeit von den Herstellern jede Woche neue Preiserhöhungen angekündigt.“ Jede davon werde überprüft, ob sie nachvollziehbar sei, bei rund drei Vierteln bleibe dem Handelskonzern nichts übrig, als sie anzunehmen. Allerdings schlage dies nicht automatisch auf die Preise am Regal durch. Rewe will nach eigenen Angaben in diesem Jahr auf einen Rohertrag im mittleren dreistelligen Millionenbereich verzichten, um Preissteigerungen zumindest etwas aufzufangen.
Das geht auch deshalb, weil die Rewe-Gruppe genossenschaftlich organisiert ist, gerade viele der unabhängigen Kaufleute litten gleichwohl auch unter den enormen Kostensteigerungen. So steigen die Energiekosten für einen Supermarkt mit 1000 Quadratmetern in diesem Jahr von 80 000 auf 140 000 Euro. Gerade die Kühlung macht für die Supermärkte einen großen Teil der Energiekosten aus, Stromkosten sind für den Lebensmittelhändler bedeutender als die Kosten für Gas.
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