Rechte an Aufnahmen : Bertelsmanns Musiksparte schnappt sich Mötley-Crüe-Katalog
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Mötley Crüe-Schlagzeuger Tommy Lee 2012 in Berlin Bild: dpa
Für Autorenkataloge wurde in jüngster Zeit viel Geld ausgegeben. BMG übernimmt nun die Rechte an den Aufnahmen der US-Band – bislang ein eher seltener Fall im aktuellen Run auf Rechte.
Neun Studio-Alben aus 40 Jahren Bandgeschichte und diverse weitere Veröffentlichungen umfasst das jüngste Geschäft im Rennen um Musikrechte: Die Bertelsmann-Musiksparte BMG übernimmt die Rechte an den Aufnahmen der Heavy-Metal-Band Mötley Crüe, wie beide Seiten am Dienstagabend deutscher Zeit mitteilten.
Die umfangreiche Erfolgsbilanz im Rock-Bereich mache BMG „zum perfekten Zuhause, um unser musikalisches Erbe weiter zu bewahren, auszubauen und sicherzustellen, dass wir immer an der Spitze bleiben“, hieß es in einem Statement der Band. Mötley-Crüe-Manager Allen Kovac betonte: „Nachdem wir über ein Jahrzehnt lang Seite an Seite mit BMG gearbeitet haben, machen die Beziehung, die wir entwickelt haben, und der Erfolg, den wir über die Jahre erzielt haben, es einfach, ihnen diesen wertvollen Rock-Katalog anzuvertrauen“.
Nur wenige Bands verstünden „den Mythos und die Magie des Rock so wie Mötley Crüe“, wurde wiederum BMG-Chef Hartwig Masuch zitiert. „In einem zunehmend umkämpften Markt für den Erwerb von Rechten müssen Künstler:innen davon überzeugt sein, dass ein Käufer das Richtige mit ihrem Werk tun wird.“
„Größte einzelne Katalogübernahme seit 2008“
Laut der Mitteilung hat die Band aus Los Angeles seit ihrem Debütalbum im Jahr 1981 (“Too Fast For Love“) mehr als 100 Millionen Alben verkauft. Das bislang letzte Werk („Saints Of Los Angeles“) stammt aus dem Jahr 2008, im kommenden Jahr will die Band jedoch wieder auf Tour gehen. Es wäre die erste seit 2015. Über den Kaufpreis wurde wie meistens bei solchen Transaktionen nichts mitgeteilt. In Branchenmedien schwanken die Angaben von rund 90 Millionen Dollar bis hin zu 150 Millionen Dollar. Von BMG (hinter Universal, Sony und Warner Music, das viertgrößte Musikunternehmen der Welt) hieß es lediglich, das Geschäft sei „die größte einzelne Katalogübernahme“ seit der Neugründung 2008.
Die Bertelsmann-Musiksparte war damals zunächst in Partnerschaft mit dem Finanzinvestor KKR mittels Katalog-Übernahmen neu aufgebaut worden. Damals handelte es sich primär um Käufe von gesammelten Verlagskatalogen – also Rechte an Texten und Kompositionen. Der Verlagsbereich machte 2020 weiterhin mehr als die Hälfte des BMG-Gesamtumsatzes von 602 Millionen Euro aus. Auch der überwiegende Teil der Verkäufe aus der jüngsten Zeit (wie etwa Bob Dylans Deal mit Universal Music) drehte sich um Autorenrechte. Wer diese hält, ist an jeder Verwendung von Text und Kompositionen beteiligt – beispielsweise in Filmen oder auch an Cover-Songs.
Finanzinvestoren sind zunehmend interessiert
Auf die Aufnahme entfällt jedoch beim Kauf physischer Tonträger, Downloads oder im seit Jahren boomenden Streaming-Bereich der weitaus größere Teil an Tantiemen. Etwas mehr als 50 Prozent der Gesamteinnahmen von Spotify & Co sind es beispielsweise im Streaming (insgesamt schütten die Dienste rund zwei Drittel ihrer Einnahmen an die Rechteinhaber der Musik aus). An Verlage (und über diese wiederum Songwriter) geht entsprechend deutlich weniger. Die so deutlich lukrativeren Rechte an Aufnahmen halten oft die Labels der jeweiligen Interpreten – gerade bei älteren Bands teils seit Jahrzehnten. Welcher Anteil der Einnahmen an die Künstler geht, hängt von der jeweiligen Vertragskonstellation ab. Heute sind die Auswertungszeiten in der Regel deutlich kürzer. Mötley Crüe hatten die Rechte an ihren alten Aufnahmen in den den 1990er Jahren zurückgekauft.