Quelle-Erbin : Frau Schickedanz schießt zurück
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„Ich war ziemlich in Abhängigkeit vom Bankhaus Sal. Oppenheim und Esch”: Madeleine Schickedanz Bild: dpa
Sie war eine der reichsten Frauen der Republik - und hat fast alles verloren. Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz greift nun den Mann an, den sie für das Unheil verantwortlich macht: Josef Esch, ehedem jüngster Maurerpolier im Land und später Vermögensverwalter der Reichen und Schönen.
Sie war eine der reichsten Frauen der Republik - und hat fast alles verloren. Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz greift nun den Mann an, den sie für das Unheil verantwortlich macht: Josef Esch, ehedem jüngster Maurerpolier im Land und später Vermögensverwalter der Reichen und Schönen. Rein gar nichts mehr mag Schickedanz mit ihm zu tun haben, bestätigen ihre Anwälte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Alle Verbindungen sollen gekappt werden zu Esch, dem Schickedanz sich über Jahre ausgeliefert hatte. So zumindest sieht sie es im Rückblick. Sie habe den falschen Leuten vertraut, klagte Schickedanz jetzt in der TV-Dokumentation „Adel vernichtet“. Es ist eine einzige Abrechnung mit Esch, der naturgemäß alles anders sieht, seine ehemalige Kundin gar in ihrer Opferrolle verhöhnt: „Wir haben es hier nicht mit einem Hausmütterchen zu tun, das bei einem Haustürgeschäft über den Tisch gezogen wurde.“
Was aber hat dieser Mann, der vermögende Leute so in den Bann ziehen konnte, dass sie ihm jahrelang blind vertraut haben? Der erste Eindruck war es nicht, sagt Madeleine Schickedanz heute: „Er entsprach für mich absolut nicht den Vorstellungen von einem Vermögensverwalter.“ Esch habe sich aber sehr um sie bemüht, sie auch in St. Moritz besucht, ihrem damaligen Zweitwohnsitz. Den Ausschlag gab die Liste seiner Klienten: Jeder, der dazu gehören durfte, fühlte sich geadelt. Esch warb damit, dass die zwölf größten Vermögen in Deutschland unter seiner Verwaltung seien. „Solide Namen“, wie sich Schickedanz erinnert. Sie dachte, das sei für sie das Richtige, weil sie in Finanzfragen nicht so bewandert war: „Ich fühlte mich nach und nach ruhiger.“
Mehrere Hundert Millionen Euro an Krediten nahm sie vom Bankhaus Sal. Opppenheim auf, um ihre Anteile an Karstadt-Quelle nach und nach aufzustocken. „Als ich sagte, ich kann die Zinsen nicht bezahlen, war die Antwort: Wir finanzieren dir alles, kein Thema“, sagt Schickedanz. „Seit 2004 war ich ziemlich in Abhängigkeit vom Bankhaus Sal. Oppenheim und Esch.“
Mit der Insolvenz von Arcandor war ihr Privatvermögen weg
Auch ihr Mann, der sie bisweilen in Finanzfragen vertrat, habe Esch blind vertraut. Zur finanziellen Katastrophe kam es im Herbst 2008. Esch habe sie damals angerufen und ihr mitgeteilt, die Finanzaufsicht wolle Sicherheiten, sie müsse ihr Privatvermögen verpfänden, berichtet Schickedanz. Laut ihrer Darstellung (Esch sieht auch dies anders) zitierte der Vermögensverwalter sie mit seinem Privatflieger nach Köln, ließ sie dann auf dem Rollfeld warten. „Nach zwei Stunden kam der Notar, der mir Unterlagen vorlegte, die ich zu unterzeichnen hätte.“ Esch habe dazu nur lakonisch gesagt: „Du musst das tun, sonst bist du pleite.“
Die Unterschrift besiegelte ihr Verhängnis: Mit der Insolvenz von Arcandor, wie Karstadt-Quelle am Ende hieß, war ihr Privatvermögen weg. Und Madeleine Schickedanz macht sich heute bittere Vorwürfe, „nicht rechtzeitig erkannt zu haben, dass das Ganze vollkommen daneben geht und das Lebenswerk der Eltern zu Bruch geht“.
Die Oppenheim-Esch-Managementgesellschaft, an der sie zuletzt neben Esch als Eignerin im Handelsregister eingetragen war, soll nun liquidiert werden, bestätigt ihr Anwalt. Ansonsten habe sie keine gemeinsamen Unternehmensbeteiligungen mehr mit Esch. Nie beteiligt war sie an der eigentlichen Oppenheim-Esch-Holding, mit der die Privatbank und der Immobilienentwickler ihre Fonds aufgelegt haben. Dort haben viele prominente Unternehmerfamilien Geld verloren. Der eine oder andere klagt deswegen gegen Esch. Der Vermögensverwalter rechnet damit, dass auch Madeleine Schickedanz dies tun wird. Sie selbst wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern.