Waren 750.000 Euro für Osterloh zu viel?
- -Aktualisiert am
Reizfigur: Bernd Osterloh gilt mit seinem Einfluss und seinem Gehalt für viele als Gesicht des „Systems VW“. Bild: REUTERS
In Braunschweig beginnt diese Woche der Prozess über zu hohe Gehälter und Bonuszahlungen für Betriebsratsmitglieder bei VW. Angeklagt sind zwar nur die Personalchefs. Dennoch betrifft der Prozess auch das Unternehmen.
Rund 750.000 Euro hat der frühere Betriebsratschef von Volkswagen, Bernd Osterloh, in seinem besten Jahr verdient. War das angemessen? In Braunschweig beschäftigt sich von Dienstag an das Landgericht mit dieser Frage. Die Staatsanwaltschaft wirft den früheren Personalvorständen Karlheinz Blessing, Horst Neumann und dem aktuellen Personalchef der Marke VW, Martin Rosik, sowie dessen Vorgänger Jochen Schumm „Untreue im besonders schweren Fall“ vor, weil sie fünf Betriebsratsmitgliedern zu hohe Gehälter und Bonuszahlungen gewährt hätten. Den Schaden für VW beziffert sie in ihrer Anklage auf insgesamt mehr als 5 Millionen Euro, wobei allein auf Osterloh 3,125 Millionen entfallen. Osterloh selbst ist in diesem Verfahren nur als Zeuge geladen. Gegen ihn wird wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue gesondert ermittelt.
Christian Strenger, einer der bekanntesten Fachleute für gute Unternehmensführung in Deutschland, sieht in dem Prozess einen weiteren Beleg für strukturelle Defizite im Wolfsburger Konzern. „Es ist das System Volkswagen, das immer wieder zu solchen Vorgängen und den entsprechenden Gerichtsverfahren führt“, sagte er der F.A.Z. am Freitag. Damit spielt Strenger, einst Gründungsmitglied der Regierungskommission „Deutscher Corporate Governance Kodex“, auf die viel diskutierte Nähe von Managern, Betriebsräten, dem Land Niedersachsen und den Aktionärsfamilien Porsche und Piëch im „System VW“ an. Bei Volkswagen ist die Verflechtung von Unternehmen und Betriebsrat traditionell enger als anderswo.
Jetzt 30 Tage kostenfrei testen 2,95 € / Woche
Jetzt kostenfrei Zugang abonnieren?