Prominent im Netz : Das Geschäft mit den Youtube-Stars
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Videodays in Köln: nach Angaben des Veranstalters Europas größtes Youtuber-Treffen Bild: Marcus Kaufhold
Sie heißen Bibi oder Gronkh und haben Millionen Fans im Internet. In die populären Netzwerke investieren immer mehr Medienkonzerne – mit allen Risiken und Gefahren.
Bald ist es wieder soweit, dann feiern sich die Internetstars auf ihrem wichtigsten Branchentreffen. Am 13. Juni werden in Düsseldorf beim „Deutschen Webvideopreis“ die Trophäen verliehen. Erstmals übertragen die ARD und auch das Schweizer Fernsehen die Veranstaltung, bei der die besten Clips und Künstler prämiert werden. Die Gala ist ein Gradmesser für das rasant wachsende Geschäft mit den selbstgedrehten Filmchen. „In fünf Jahren wird keiner mehr von klassischem Fernsehen reden“, behauptet Dimitrios Argirakos, einer der Geschäftsführer der European Web Video Academy, die hinter der Auszeichnung steht. Der Volkswirt und Medienrechtler beschäftigt sich schon länger mit den Auswirkungen der digitalen Revolution. „Neben Youtube werden andere Player auf den Markt drängen. Über Facebook sind weltweit 1,4 Milliarden Menschen vernetzt. Hier entsteht gerade der nächste interessante Videoakteur.“
Gerade in Deutschland ist die Szene der Video-Blogger (Vlogger genannt) mächtig in Bewegung gekommen. Eine der erfolgreichsten deutschen Youtube-Bloggerinnen ist Bianca Heinicke, sie gibt in ihrem „Bibis Beauty Palace“ Mode-, Schönheits- und Lifestyle-Tipps. Fast zwei Millionen Menschen folgen ihr, vor allem Mädchen und junge Frauen. Auch Erik Range hat es auf Youtube zu einiger Berühmtheit gebracht. Gronkh, wie er sich nennt, ist Spezialist für Computerspiele, die er vor laufender Kamera testet und bewertet. Er kommt auf rund 3,5 Millionen Abonnenten, die allerdings keine Gebühr dafür zahlen müssen. Nicht zu vergessen Florian Mundt alias LeFloid. In seinen zweimal in der Woche erscheinenden Videos beschäftigt sich der 27-jährige mit der Weltpolitik. Der Berliner Student ist provokant, polemisch, albern und inzwischen eine Leitfigur für viele Jugendliche. 2,4 Millionen Nutzer haben LeFloid abonniert. Die Filme schneidet er zu Hause im Schlafzimmer zusammen.
Ein Millionengeschäft
Auch wenn viele der Beiträge amateurhaft wirken: Im Hintergrund dreht sich ein Millionengeschäft, das von den Marketingabteilungen der Unternehmen und den Vermarktern der Internet-Promis stetig befeuert wird. Da sind zum einen die Werbespots, die Unternehmen vor den Beiträgen der Youtube-Stars schalten. Im Umfeld von Gronkh sind das vor allem Spielehersteller. Die Rechnung geht so: Youtube zahlt je nach Buchungslage etwa einen bis sechs Euro je 1000 Zugriffe auf das Video. Davon müssen die Vlogger einen Teil an den Vermarkter abgeben, bei dem sie unter Vertrag sind. Im Fall von Gronkh ist das Studio 71, eine Tochtergesellschaft von Pro Sieben Sat.1. Angeblich soll Gronkh durch die Werbeeinnahmen eine halbe Million Euro im Jahr verdienen.
So groß die Zahlen im Einzelnen sein mögen – insgesamt handelt es sich noch um ein Nischengeschäft. Das mit Abstand wichtigste Werbemedium der Unternehmen ist nach wie vor das klassische Fernsehen, in das knapp 40 Prozent des rund 540 Milliarden Dollar schweren internationalen Werbemarktes fließen, wie die Zahlen der Agentur Zenith Optimedia zeigen. Grund ist die hohe Reichweite: Wer ein neues Produkt einführen will, sucht nach größtmöglicher Aufmerksamkeit. Der Anteil von Online-Videowerbung am Werbemarkt liegt derzeit noch bei zwei Prozent. Geht es einem Unternehmen aber darum, nicht die breite Masse, sondern vor allem die Jungen zu erreichen, wird Werbung auf Youtube schnell ein großes Thema. In der Altersgruppe der 12- bis 19-Jährigen spielt traditionelles Fernsehen nur eine untergeordnete Rolle, aber neun von zehn Jugendlichen sind mindestens einmal in der Woche auf Youtube unterwegs, mehr als die Hälfte sogar täglich, so das Ergebnis einer Online-Umfrage der Jugendzeitschrift „Bravo“.