Lufthansa ist Wunschpartner : Mit diesem Beamten soll die ITA-Rettung gelingen
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Ein ITA-Airbus startet vom Flughafen in Rom. Bild: AFP
Die kriselnde Fluggesellschaft ITA Airways braucht rasch einen Partner. Nach der vermasselten Privatisierung unter Mario Draghi soll nun ein neuer Chef die Braut schmücken – besonders um dem Wunschpartner Lufthansa zu gefallen.
Nur gut ein Jahr ist ITA Airways alt, die Nachfolgerin von Italiens nationaler Fluggesellschaft Alitalia, welche trotz aller Misserfolge in der Nachkriegszeit auch glorreiche Jahre erlebte. Jetzt aber droht ein Ende mit Schrecken, wenn die Rettung nicht bald gelingt.
Die staatliche Fluggesellschaft braucht dringend einen Partner, denn dem Vernehmen nach macht sie täglich einen Verlust von mehr als einer Million Euro. Dennoch ist eine erhebliche Expansion vorgesehen: Im kommenden Jahr sollen 39 Flugzeuge die Flotte erweitern – ein Kapazitätszuwachs von 73 Prozent. Derzeit weiß niemand in Italien zu sagen, wie die Maschinen mit Passagieren gefüllt werden.
Antworten soll der kürzlich berufene Verwaltungsratsvorsitzende Antonino Turicchi liefern. Er ist ein Beamter aus dem Wirtschafts- und Finanzministerium und leitete zwischen 2003 und 2009 die staatliche Beteiligungsgesellschaft CDP. Böse Zungen in Italien behaupten, als Beamter konnte er das Jobangebot von Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti nicht ablehnen. Der Minister hatte sich zuvor bei anderen Personen anscheinend einige Absagen eingeholt, heißt es. Turicchis Vertrag läuft auch nur bis März. Doch diese Monate sind entscheidend, weil ITA Airways als Braut herausgeputzt werden muss.
Trotz eines guten Sommergeschäfts ist die Lage für das Unternehmen bedrohlich. Denn die inzwischen abgelöste Regierung von Mario Draghi hat die geplante, von der EU-Kommission erwartete Privatisierung gründlich vermasselt. Ende August wies das Wirtschafts- und Finanzministerium das Übernahmeangebot von Lufthansa und der Reederei MSC zurück; stattdessen begann sie exklusive Gespräche mit der amerikanischen Fondsgesellschaft Certares. Rasch stellte sich heraus, dass die Amerikaner wenig zu bieten hatten. Man sei im Wirtschafts- und Finanzministerium dem Certares-Chef Greg O’Hara regelrecht auf den Leim gegangen, berichten Branchenkenner.
Der amerikanische Finanzmann, ein in Deutschland geborener Sohn griechischer Einwanderer, ist ein ehemaliger Banker von J.P. Morgan Chase, der die Bank vor zehn Jahren verließ. Im italienischen Wirtschaftsministerium ließen sie sich offenbar davon blenden, dass Certares Beteiligungen an Reiseunternehmen wie American Express Global Business Travel und an einem amerikanischen Luxusreisebüro hält. Das sollte wohlhabende Passagiere nach Italien bringen. Außerdem begnügte sich Certares nur mit 51 Prozent und versprach der italienischen Regierung weitreichende Mitspracherechte. Dies befriedigte den Interventionsdrang der Beamten.
Doch die Offerte platzte wie die Reifen bei der Landung eines schlecht gewarteten Flugzeugs. Auch die versprochene kommerzielle Zusammenarbeit mit Air France und Delta Airlines löste sich in Luft auf. Daher muss die neue Regierung den Bieterprozess nun neu aufrollen. In den Datenraum wurden kürzlich abermals die Lufthansa sowie Certares und die Gesellschaft Indigo Partners gelassen, heißt es in Regierungskreisen in Rom. Die Reederei MSC, die in der früheren Offerte 60 Prozent von ITA übernehmen sollte (gegenüber 20 Prozent für Lufthansa), ist dagegen nicht mehr im Rennen.