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Oliver Blume im Gespräch : Porsche-Chef: VW muss produktiver werden

Nach Aussage des VW-Vorstands hat sich dieses Vorgehen in den vergangenen Jahren ausgezahlt. „Die Konzern-Produktion hat sich positiv entwickelt. So wurde die Investitionsquote der Produktion in den vergangenen drei Jahren deutlich verbessert – auf etwa 2 Prozent vom Umsatz. Die absoluten Investitionen wurden dabei um rund 20 Prozent reduziert“, sagt Blume. Die Bündelung der Produktions-Plattformen in den Fabriken sei dabei ein wesentlicher Erfolgsfaktor, hinzu kämen der Einsatz standardisierter Anlagen sowie ein hoher Grad an Wiederverwendung beim Wechsel der Produktgenerationen. „Wir haben den Anspruch, mit jedem Projekt noch effizienter zu werden.“

Dass mit dem Streben nach Effizienz und der damit verbundenen technischen Nähe unterschiedlicher Marken deren Eigenschaften verlorengehen, sieht Blume nicht als große Gefahr. Gleichwohl sei es wichtig, trotz gemeinsamer Produktplattformen die Identität jeder Marke zu erhalten. „Alles, was der Kunde sieht und fühlt, muss einzigartig sein. Gleichzeitig versuchen wir, überall dort Standardbauteile zu verwenden, wo es für die Differenzierung der Produkte nicht von Bedeutung ist.“ So verwendeten der Audi Q5 und der Porsche Macan zwar eine Plattform, erläutert Blume. „Dennoch unterscheiden sich beide Modelle erheblich – etwa beim Design, der Sitzposition oder der Fahrdynamik.“

Positiv auf die steigende Wirtschaftlichkeit der Werke zahlt laut Blume auch ein, dass die Fertigung, wo möglich, digitalisiert und vernetzt wird. „Mittlerweile sind 19 Fabriken des Konzerns an die digitale Produktions-Plattform und unsere dahinterliegende Industrie-Cloud angeschlossen. Dieses Jahr fügen wir 26 weitere Standorte hinzu. Außer unseren chinesischen Joint-Ventures werden dann alle Pkw-Werke weltweit mit der Cloud verbunden sein.“

Cloud mit App-Store

Zu dieser Cloud gehöre auch ein eigener App-Store für digitale Anwendungen, die schnell allen Marken und Werken zur Verfügung gestellt werden könnten. Als Beispiel nennt der VW-Vorstand die Möglichkeit, einfache Smartphone-Kameras über eine speziell entwickelte App in der Qualitätskontrolle in den Werken einzusetzen.

Ähnliche Anwendungen entstünden derzeit laufend, sagt Blume. Und sie sollen künftig nicht nur dem VW-Konzern, sondern auch anderen Abnehmern vorbehalten bleiben. „Meine Vision für die Vermarktung ist ein App-Store für industrielle Anwendungen. Hier sehe ich ein hochinnovatives Geschäftsmodell: Wir stellen unsere Applikationen externen Interessenten zur Verfügung – für die Autoindustrie, aber auch für andere Branchen.“

Die Unruhe im Volkswagen-Konzernvorstand im vergangenen Jahr, ausgelöst durch den Machtkampf zwischen dem Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess und dem Betriebsratschef Bernd Osterloh, hat sich laut Blume gelegt. „Wir sind in einer Phase der Transformation. Es ist normal, dass dabei auch kontrovers diskutiert wird und verschiedene Perspektiven ausgetauscht werden“, sagt er. „Wichtig ist ein gemeinsamer Teamgeist. Und dass alle in eine Richtung gehen, wenn Entscheidungen getroffen sind. Das machen wir im Volkswagen-Konzern.“

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