Pannen-Airport : Berliner Flughafen-Planer war nur technischer Zeichner
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Teile der Entrauchungsanlage am Berliner Flughafen Bild: dpa
Die nicht funktionierende Entrauchungsanlage gilt als Hauptursache für das Desaster des Berliner Flughafens. Der Planer war einem Medienbericht zufolge gar kein Ingenieur. Ist der Flughafen einem Hochstapler aufgesessen?
Die Berliner Flughafengesellschaft ist bei der Planung ihrer funktionsuntüchtigen Entrauchungsanlage offenbar einem möglichen Hochstapler aufgesessen. Wie das Magazin Stern in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, ist der im Frühjahr geschasste Alfredo di Mauro, der ehemalige Planer der sogenannten Anlage 14, kein Ingenieur, wie bisher in Berlin allgemein angenommen. Vielmehr bestätigte di Mauros Anwalt dem Magazin nach mehrmaligen Nachfragen, dass sein Mandant lediglich über einen Gesellenbrief als technischer Zeichner verfüge.
Flughafenchef Hartmut Mehdorn hatte Anfang Mai erklären lassen, dass die Zusammenarbeit mit dem 52-Jährigen beendet sei. „Er hat die Anlage 14 in ihrer vorliegenden, nicht funktionsfähigen Form geplant“, ließ Mehdorn damals erklären. Bereits im Frühjahr 2012 galt die Entrauchungsanlage als Hauptursache für den damals geplatzten Eröffnungstermin des Flughafens. Der Stern wollte von der Flughafengesellschaft wissen, ob sich di Mauro dort als Ingenieur vorgestellt und wie er dies gegebenenfalls belegt habe. Die Fragen blieben bislang unbeantwortet.
Gegen di Mauro waren bereits im Jahr 2002 in seiner Heimatstadt Offenbach Vorwürfe öffentlich geworden. Damals kündigten ihm die Gründer eines dortigen Ärztezentrums den Vertrag. Angeblich wegen einer Fehlplanung di Mauros hatte sich in der Tiefgarage des Sieben-Millionen-Projektes ein regelrechter See gebildet. „Er hat sich bei uns als Architekt vorgestellt“, sagte die Ärztin Ileana Mitrenca dem Stern. Di Mauro bestritt den Vorwurf der Fehlplanung. Er habe sich dort nicht als Architekt vorgestellt.
Di Mauro behauptete jetzt auch zunächst gegenüber dem Magazin, er verfüge über einen Ingenieursabschluss. Der Vorwurf der Hochstapelei sei „völlig absurd“. Nach seinen Worten arbeitete er seit 2006 für das Flughafenprojekt, dies zunächst als freier Mitarbeiter für eine Ingenieursfirma, die dann 2010 in die Insolvenz ging. Für sie habe er die Entrauchungsanlage für den sogenannten Main Pier des Airports geplant. Dieser 715 Meter lange Komplex ist zugleich das Hauptgebäude des Flughafens. Anschließend seien zwei von ihm selbst geführte Firmen, die als „Ingenieursbüros“ firmierten, für das Flughafen-Projekt tätig gewesen. Zuletzt habe er 2012 und 2013 Aufträge des Flughafens erhalten.
Akten aus Flughafen-Planungsbüro in Containern entdeckt
Ärger hat der Flughafen derzeit auch in einer anderen Angelegenheit: In zwei unbewachten Containern sind Aktenordner aus dem früheren Planungsbüro für den Hauptstadtflughafen entdeckt worden. Sie standen an einer Straße in Berlin-Lichtenberg nahe dem Ostkreuz und wurden nach einem Hinweis am Montagnachmittag von der Polizei sichergestellt, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage sagte. Vermutlich stammen die Akten aus den nahegelegenen früheren Räumen des Architekturbüros JSK, das zur ehemaligen Flughafen-Planungsgemeinschaft PG BBI gehörte. Das Büro befand sich in derselben Straße, in der die Container standen. JSK ging im Herbst 2013 in die Insolvenz.
Die Flughafen hat nach dem Fund der Akten Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet. Es liege ein eklatanter Verstoß gegen vertragliche Pflichten und ein Bruch der Vertraulichkeit eines Vertragspartners vor.