Jungunternehmen : Ostdeutschland liefert ein Einhorn in der Digitalwelt
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Großes Potential: Staffbase wurde 2014 unter anderem von Martin Böhringer gegründet und liefert Software an interne Kommunikationsabteilungen von Unternehmen. Bild: dpa
Aus Ostdeutschland kommt ein „Einhorn“, also ein Jungunternehmen mit Milliardenwert. Der Software-Lieferant Staffbase hat soeben frisches Geld bekommen. Der Chef und ein Ankerinvestor erläutern im F.A.Z.-Gespräch den Hintergrund.
Ostdeutschland liefert ein „Einhorn“, ein Jungunternehmen mit Milliardenwert. Staffbase aus Chemnitz, ein Anbieter interner Unternehmenskommunikation, wird in einer neuen Finanzierungsrunde mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet. Das sagten Ko-Gründer und Geschäftsführer Martin Böhringer sowie vom Investor General Atlantic der Partner Achim Berg im F.A.Z.-Gespräch. Das Private-Equity-Haus führt diese fünfte Finanzierungsrunde an, Staffbase erhält darin 106 Millionen Euro.
Staffbase, im Jahr 2014 gegründet, liefert Software an interne Kommunikationsabteilungen von Unternehmen. Es begann mit einer Mobiltelefon-App, über die Unternehmen Beschäftigte abseits der Schreibtische informieren, Produktionsmitarbeiter und Außendienstler etwa. Im nächsten Schritt entwickelte Staffbase Redaktionssysteme. Kunden sind zum Beispiel Deutsche Post DHL und MAN Truck & Bus, die ihre interne Startseite mit Staffbase-Software gestalten. Schließlich ist ein E-Mail-System für Newsletter im Angebot.
Interne Unternehmenskommunikation
Das umfassende Produktpaket sei ausschlaggebend für General Atlantic gewesen, gerade in dieses Unternehmen zu investieren, sagte Berg. „Die Breite der verschiedenen Optionen, die Staffbase bietet, ist einzigartig in der Industrie.“ Man habe sich den Markt für Mitarbeiterkommunikation viele Jahre angeschaut. Das Potential für Staffbase auf dem Weltmarkt sei immens. „Es gibt mindestens 50.000 Unternehmen, die dringend diese Lösung benötigen.“ Als Konkurrenten für jeweils einzelne Staffbase-Produkte nannte Böhringer Firstup aus den USA, Poppulo aus Irland und die deutsche Haiilo (vormals Coyo).
Derzeit bedient Staffbase nach eigenen Angaben mit 600 Beschäftigten 2000 Kunden. Der Umsatz verdoppelte sich im Jahr 2021, getrieben auch durch zwei Übernahmen in Kanada und Finnland. Als konkrete Kennziffer nannte Böhringer nur den Umsatz, der auf Grundlage abgeschlossener Verträge in den kommenden zwölf Monaten zu erwarten ist. Dieser Wert habe im vierten Quartal 2021 über 50 Millionen Euro gelegen. Böhringer hob Nordamerika als starken Wachstumsmarkt heraus und nannte das als einen Grund für die frische Finanzierungsrunde. „Wir sehen dort und auch global eine echte Chance, in den nächsten zwölf bis 24 Monaten noch mal eine große Schippe draufzulegen.“
75 Prozent an Staffbase halten General Atlantic und andere Kapitalgeber, 25 Prozent das Management und Mitarbeiter. An der neuesten Finanzspritze beteiligt sich auch der Bestandsinvestor Insight Partners. General Atlantic – bekannt hierzulande durch sein Engagement in Flixbus – war in der vierten Finanzierungsrunde in Staffbase eingestiegen. In Dollar gerechnet hat Staffbase in der jüngsten Runde 115 Millionen eingesammelt, insgesamt seit 2016 in fünf Etappen 295 Millionen Dollar.