Automobil : Nissan investiert 16 Milliarden Euro in Elektroautos
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Der Chief Operating Officer von Nissan, Ashwani Gupta, am Montag bei einer Produktpräsentation in Yokohama Bild: AFP
Der japanische Autohersteller war Pionier der elektrifizierten Massenfahrzeuge. Jetzt will Nissan zurück an die Spitze.
Der japanische Autohersteller Nissan Motor will in den kommenden fünf Jahren 2 Billionen Yen (15,6 Milliarden Euro) in die Entwicklung und Produktion elektrischer Autos investieren. Das angeschlagene Unternehmen, das nach dem Skandal um den früheren Chef Carlos Ghosn in eine tiefe Krise rutschte, versucht, mit den Investitionen an frühere glanzvolle Zeiten anzuknüpfen.
Vor einem Jahrzehnt hatte Nissan als erster Massenhersteller das Elektroauto Leaf an den Markt gebracht. Doch in den Zulassungsstatistiken ist Nissan heute nur noch einer unter vielen Anbietern von Elektroautos.
Nur 2 Prozent der von Nissan verkauften Autos im vergangenen Geschäftsjahr waren reine Elektroautos. Vor allem der amerikanische Hersteller Tesla hat den Japanern den Rang abgelaufen. Im vergangenen Jahrzehnt verkaufte Nissan vom Leaf insgesamt mehr als 500.000 Stück. Tesla aber setzt von seinem meistverkauften Model 3 mittlerweile mehr als 360.000 Stück im Jahr ab.
Die Führung des Autokonzerns beschwört die Vergangenheit
Nissans Chef Makoto Uchida beschwor am Montag bei der Vorstellung der Strategie „Ambition 2030“ dennoch die Vergangenheit. In der Entwicklung von Elektroautos habe Nissan einen Vorsprung von zehn Jahren vor anderen Herstellern, sagte Uchida. Die Investition von 2 Billionen Yen in fünf Jahren für Elektroautos ist doppelt so viel, wie Nissan im vergangenen Jahrzehnt in die Technik investiert hat.
Uchida schwieg sich darüber aus, wie Nissan die geplanten Milliardeninvestitionen finanzieren wolle. Er sei sicher, dass Nissan als wachsendes Unternehmen die Ausgaben stemmen könne. Nach zwei Verlustjahren erwartet Nissan in dem im März endenden Geschäftsjahr einen operativen Überschuss von 180 Milliarden Yen (1,4 Milliarden Euro). Uchida bekräftigte das Ziel, die Profitabilität auf eine Marge von 5 Prozent zu steigern.
Im Gegensatz zu westlichen Herstellern wie Volkswagen oder Mercedes-Benz und Ford oder General Motors setzte Nissan kein Enddatum für den Abschied vom Verbrennungsmotor. Bis 2030 will das Unternehmen global mehr als die Hälfte seiner Autos als Elektroautos verkaufen – mit großen regionalen Variationen: In Europa sollen es 75 Prozent und mehr sein, in Japan 55 Prozent, in China und Amerika 40 Prozent.
Nachfrageverhalten der Kunden wird über die Zukunft des Verbrenners entscheiden
Wie auch der dominante japanische Hersteller Toyota Motor setzt Nissan darauf, dass die Kunden mit ihrer Nachfrage über das Ende des Verbrennungsmotors entscheiden würden. Von den großen japanischen Herstellern hat nur Honda Motor bislang angekündigt, bis 2040 ganz auf Elektroautos umzustellen.
Nissan versteht unter Elektroautos nicht nur batteriegespeiste Fahrzeuge, sondern auch seine besondere Technik „E-Power“. Dabei treibt ein Elektromotor das Auto an, während ein kleiner Verbrennungsmotor bei Bedarf Strom erzeugt. Nissan verkauft diese Technik bisher in Japan, China und anderen asiatischen Ländern und will sie im kommenden Jahr auch nach Europa bringen. Uchida sagte, man wolle für diese Antriebstechnik auch synthetische umweltfreundliche Kraftstoffe erforschen.
Den Schwerpunkt legt Nissan aber auf die Elektrifizierung. Bis 2026 will das Unternehmen 20 neue elektrifizierte Modelle an den Markt bringen, darunter neun batteriegespeiste Fahrzeuge. Bis dahin will Nissan seine Produktionskapazität für Batterien zusammen mit Partnern auf 52 Gigawattstunden im Jahr fast versiebenfacht haben. Bis 2030 sollen es 130 Gigawattstunden sein.
Um die Kosten der Elektroautos auf das Niveau der Verbrenner zu senken, forscht das Unternehmen an Feststoffbatterien, die auch den Kooperationspartnern Renault und Mitsubishi Motors zur Verfügung stehen werden. Nissan erwartet eine um zwei Drittel kürzere Ladezeit und eine deutliche Kostensenkung.
2024 schon soll in Yokohama eine Pilotfabrik solche Batterien herstellen, die ab 2028 in Serie gehen sollen. Im Wettlauf um diese effizientere Batterietechnik steht Nissan nicht allein. Toyota etwa entwickelt seine eigene Feststoffbatterientechnik und strebt an, diese schon bis 2025 kommerziell zu nutzen.