F.A.S. exklusiv : Audi bekommt schon wieder einen neuen Chef
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Übernimmt bald als Audi-Chef: Markus Duesmann Bild: Reuters
Der nächste Paukenschlag in der deutschen Autoindustrie: Der ehemalige BMW-Vorstand Markus Duesmann übernimmt demnächst das Kommando in Ingolstadt. Der bisherige Chef Bram Schot wird damit zum Lückenfüller.
Der Automobilhersteller Audi wechselt schon wieder den Chef aus: Bram Schot, 57, erst Anfang des Jahres mit regulärem Vertrag als Vorstandschef ausgestattet, muss im Frühjahr 2020 dem Ex-BMW-Manager Markus Duesmann, 50, weichen. Voraussichtlich am 1. April tritt Duesmann in Ingolstadt an, so ist von Eingeweihten zu hören.
Der Niederländer Schot, zuvor zuständig für den Vertrieb, war im Sommer 2018 zunächst zum kommissarischen Vorstandsvorsitzenden befördert worden, nachdem Rupert Stadler infolge des Dieselskandals wegen angeblicher Verdunklungsgefahr verhaftet worden war. Nun endet seine Amtszeit schon wieder, weil Wunschkandidat Markus Duesmann früher als bislang gedacht bei Audi den Dienst antreten darf.
Offiziell bestätigt wird die Personalie nicht, obschon bekannt ist, dass VW-Chef Herbert Diess, selbst einst von BMW gekommen, Duesmann exakt für diese Aufgabe bei der Tochtergesellschaft abgeworben hat, und ihn möglichst früh auf dem Posten einsetzen will.
Als Duesmann im Juli vorigen Jahres bei BMW gekündigt hat, stellte sich der Münchner Konzern stur und beharrte auf die vertraglich festgelegte Wettbewerbsklausel: Wer zur Konkurrenz überläuft, wird mit Karenzzeit bestraft, so läuft das nun mal unter Topmanagern.
In aller Stille näher gekommen
Nach den Buchstaben in Duesmanns Arbeitsvertrag endet die in seinem Fall zum 1. Oktober 2020. Darauf hat BMW bislang bestanden, man sehe keinerlei Grund, auf diese Klausel zu verzichten, hieß es in München, zumal das Verhältnis mit dem VW-Konzern eh schon angespannt war. Das kriminelle Treiben in Wolfsburg hat der Branche schließlich den Diesel-Skandal eingebrockt, worunter BMW, obschon selbst sauber, indirekt ebenso zu leiden hat. Außerdem gab es dieses Gerangel um den Sponsorenvertrag mit dem FC Bayern München. BMW wollte Audi, den bisherigen Partner und Teilhaber des Fußball-Clubs, ausstechen. Der Plan scheiterte auf der Zielgeraden unter bis heute nicht ganz geklärten Umständen. VW-Chef Diess triumphiert.
In der Sache Duesmann jedoch sind sich die Parteien in aller Stille näher gekommen, der BMW-Aufsichtsrat hat die Einigung in Kürze auf der Tagesordnung. Weiterer Widerstand ist nicht zu erwarten, damit wird der Weg für den Wechsel frei.
Der Maschinenbau-Ingenieur Duesmann, als Halbwaise im Münsterland aufgewachsen und als Schüler Musiker in einer Punkrock-Band, hat seine berufliche Karriere als Motorkonstrukteur bei Daimler begonnen, wo er zeitweise die Entwicklung im Formel-1-Team leitet. 2007 engagiert ihn BMW für ebendiese Aufgabe, Duesmann holt mit dem neuen Team ein zweites Mal den Titel als Vizeweltmeister der Formel 1. Nachdem BMW aus der Rennserie aussteigt, kümmert sich der leidenschaftliche Automann Duesmann um Fahrdynamik und Antrieb in den Bayerischen Motorenwerken, im Oktober 2016 schließlich wird er Einkaufvorstand von BMW. Als es ihm dort mit der Karriere nicht schnell genug vorangeht, folgt er den Lockrufen von Herbert Diess, womit Bram Schot die undankbare Rolle als Lückenbüßer für Audi zugewiesen ist, allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz.
Selbst in Momenten, in denen Herbert Diess ihn lobte, vermied er es, Schot wenigstens eine mittelfristige Beschäftigungsgarantie zu geben. Der Holländer sei „für die jetzige Zeit“ der richtige Mann, sprach Diess etwa jüngst auf der IAA – und entfachte damit erst recht Spekulationen. Existenzielle Sorgen muss sich der Noch-Audi-Chef freilich nicht machen. Im großen VW-Imperium findet sich immer ein Platz, Vertriebs- oder Chinavorstand sind in seinem Fall mögliche Arten der Betätigung, wenn es für ihn von Ingolstadt zum Mutterkonzern nach Wolfsburg geht.