Digitale Produktion : Native Instruments will die Musikwelt revolutionieren
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Prominente Kundin: Popsängerin Madonna während eines Auftritts in China Bild: Reuters
Die digitale Produktion von Musik für jedermann verständlich und preiswert machen – das ist das Ziel des Berliner Unternehmens. Investoren glauben daran. Und investieren jetzt 50 Millionen Euro.
Die Beteiligungsgesellschaft EMH Partners investiert rund 50 Millionen Euro in Native Instruments. Das in Berlin ansässige und bisher vor allem in der Fachwelt bekannte Unternehmen ist der führende Hersteller von Software und Hardware für digitale Musikproduktion. Das frische Kapital soll das internationale Wachstum des Unternehmens beschleunigen – und die Marktposition im Kundensegment der Hobbyanwender stärken. Neben EMH Partners haben nach Informationen der F.A.Z. auch die aktiven Gründer von Native Instruments um den Chef Daniel Haver einen mittleren einstelligen Millionenbetrag investiert, um ihre Beteiligung zu erhöhen. Zusammen mit den restlichen Gründern halten sie weiterhin die Mehrheitsbeteiligung an Native Instruments. EMH Partners ist mit einer signifikanten Minderheit beteiligt.
Die Geschichte hinter Native Instruments ist noch spannender als das Investment selbst. Denn es ist erst zwei Jahrzehnte her, dass Haver, der damals noch ein Grafik- und Designbüro betrieb, und privat leidenschaftlich elektronische Musik hört, sein Interesse für Synthesizer entdeckte. Damals gab es, erinnert er sich heute, nur die „japanischen Kisten“, schwer und unflexibel.
Amerikanischer als die Amerikaner
Das sollte sich ändern mit dem Elektronikingenieur und Musiker Stephan Schmitt, der einen Synthesizer auf Softwarebasis entwickelte. „Generator“ lief auf Pentium-Computern mit Windows-Betriebssystem und erregte auf der Frankfurter Musikmesse 1996 Aufmerksamkeit. Rasch bildete sich ein kleines Team mit dem großen Anspruch, die Musik der Zukunft zu verändern. Den kaufmännischen Erfolg des Projekts sollte Haver verantworten. Er arbeitete einen langfristigen Marketing- und Geschäftsplan aus.
Native Instruments wurde 1996 gegründet, im September 1997 stieß Haver dazu, und eine seiner ersten Aktionen war, das Unternehmen international aufzustellen. „Wir müssen amerikanischer sein als die Amerikaner“, lautete sein Credo mit Blick auf den wichtigen Markt in Übersee. 2001 eröffnete Native Instruments ein Büro in Los Angeles.
Nicht an einen Investor verkaufen
Zunächst arbeitete das Unternehmen als reines Softwarehaus. „Früher, da war die Hardware noch nicht so richtig geil“, sagt Haver. Heute habe sich das verändert. Zumal Native Instruments inzwischen auf das „Prinzip Apple“ setzt: eine Software, die genau an die Hardware angepasst ist – für „kreatives Beatmaking“. So könne man Ideen schnell in Musik umsetzen, wirbt ein Unternehmensclip.
Anfangs zählten vor allem japanische Anbieter wie Yamaha, Pioneer und Roland zu den größten Konkurrenten, was sich bis auf Pioneer im DJ-Segment mittlerweile stark verändert hat. Dass die relativ kleine Branche auch für große Investoren interessant ist, demonstrierte unter anderem die Beteiligungsgesellschaft KKR. Im September 2014 übernahm KKR für mehr als eine halbe Milliarde Dollar einen Großteil von Pioneer DJ. Und Apples bekannte Musiksoftware „Garage Band“ geht auf das damals in Rellingen bei Hamburg ansässige deutsche Softwarehaus Emagic zurück, das die Amerikaner 2002 aufkauften.
Inzwischen verfügt Native Instruments über eine starke Marktposition, zeigt sich Haver überzeugt. Den Software-Instrumenten-Markt beherrsche man zu 50 Prozent. Erreicht habe man dies durch Innovation und Kommunikation. Er sei von Haus aus ein Marketingmann, und Native Instruments habe sich zu einer „Marke mit Strahlkraft“ entwickelt, sagt Haver. Deshalb sei ein Verkauf an einen Investor auch „nie eine Option“ gewesen. „Unsere Ambitionen sind größer und anders.“ Denn der Unternehmenschef hat sich nicht mehr und nicht weniger vorgenommen, als die Musikproduktion zu „demokratisieren“.
Mittelständische Unternehmen fördern
Trotz des starken Fokus auf Amerika ist Native Instruments ein schwerpunktmäßig deutsches Unternehmen. In Berlin sind 400 Mitarbeiter beschäftigt, darunter 200 Techniker. In Amerika dagegen arbeiten nur 65 Leute. Auch in China gibt es noch Mitarbeiter – unter anderem, um die dortigen Auftragsfertiger zu kontrollieren. Auf das Reich der Mitte lässt Haver nichts kommen: „Die langjährige Zusammenarbeit und letztendlich die hohe Qualität unserer Produkte beweisen, dass unsere chinesischen Kollegen mehr draufhaben, als nur die verlängerte Werkbank zu sein.“