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Investition in Deutschland : Vishay baut die nächste Chipfabrik in Deutschland

Heiß begehrte Bauteile: Ein Siliziumwafer in der Qualitätskontrolle Bild: Vishay

Der amerikanische Halbleiterkonzern baut neben sein altes Werk in Itzehoe ein neues. Das lässt er sich 350 Millionen Dollar kosten.

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          Das Feld ist bereitet, die An­schlüsse sind gelegt und alle Altlasten beseitigt. In den kom­menden Tagen können die Arbeiter loslegen. Sie werden nicht weniger als 500 Pfähle mit einem Durchmesser von rund einem Meter in den schwammigen Boden rammen, eine feste Basis für den Bau schaffen und schwere Betonplatten gießen; sie werden Wände mauern, ein riesiges Dach aufziehen und auf der Fläche von der Größe eines Fußballfeldes einen nahezu staubfreien Produktionsraum schaffen, in denen Verhältnisse herrschen, wie es sie eigentlich nur im Weltraum gibt.

          Stephan Finsterbusch
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Dort sollen schließlich rund 60 schwere Maschinen stehen, von denen die preiswerteste eine Million Dollar kostet. Mit ihnen werden in Hunderten Arbeitsschritten elektronische Halbleiterbausteine produziert, die Strukturen haben, die hundertmal feiner sind als ein menschliches Haar. Bis dahin aber wird es noch einige Monate dauern.

          Am heutigen Montag ist im hohen deutschen Norden erst mal der sym­bolisch Spatenstich. In Itzehoe entsteht die nächste Chipfabrik in Deutschland – ein Werk der amerikanischen Vishay Intertechnology Inc. Der Vorstand macht Druck. Die Entscheidung für den Neubau wurde rasch getroffen, nun soll sie ebenso rasch umgesetzt werden. Denn Vishay soll die komplizierte Chipfertigung faktisch in Rekordzeit aufnehmen. Die Kundschaft in aller Welt drängelt schon kräftig.

          Hundertmal feiner als ein Haar

          Im Herbst wird Richtfest sein, im Winter dann der Rohbau stehen. Der quasi staubfreie Reinraum ist zu installieren, die Maschinen sind anzuschließen, die Fertigung soll Ende 2025 langsam an- und hochgefahren werden. Schließlich dauert es noch einmal einige Wochen, bis die ersten Wafer mit den begehrten elek­tronischen Bausteinen produziert sind. Rund 400.000 Bauelemente enthält so eine pizzagroße silbern glänzende Siliziumscheibe; jede einzelne dieser Elemente ist nur den Bruchteil eines Mikrometers groß. Feinste Präzessionsarbeit, damit kennt man sich bei Vishay aus.

          Ihre neue Fabrik steht nicht weit entfernt von der alten. 350 Millionen Dollar lassen sich die Amerikaner die Expansion kosten. Mit staatlichen Beihilfen aus dem EU-Chips-Act oder aus Sonderforschungs-Förderprogrammen rechnen sie gar nicht erst. „Wir sind nicht Cutting-Edge, wir sind auch kein Mittelständler, vielleicht sind wir auch einfach nicht fancy genug“, sagt Tilo Bormann, Leiter der Wafer-Herstellung von Vishay und derjenige, der die Produkte verantwortet, die künftig in der Itzehoer Fabrik hergestellt werden. „Wir rutschen quasi durchs Raster. Wir machen es also allein.“

          Ein Blick in die Chip-Fertigung
          Ein Blick in die Chip-Fertigung : Bild: Vishay

          Chips sind für eine moderne Industrie zwar entscheidend, da quasi jeder Sektor sie braucht. Daher rüsten die großen In­dustriestandorte allesamt kräftig auf: Amerika und Europa, Korea, Taiwan und auch Japan locken Investoren mit Subventionen von alles in allem einem dreistelligen Milliarden-Dollar-Volumen an.

          Während Asiaten und Amerikaner im Rahmen ihrer Industriepolitik bereits mit gigantischen Aufwendungen die ersten Me­gafabriken bauen lassen, fallen die In­vestitionsrunden in Europa bislang eine Nummer kleiner aus. Infineon will vom Herbst an eine 5 Milliarden Euro teure Fabrik in Dresden bauen, der US-Hersteller Wolfspeed mit dem deutschen Indus­triekonzern ZF eine im Saarland, Intel einen Chipkomplex vor den Toren Magdeburg. STM und Globalfoundries bauen ein neues Werk in Frankreich.

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