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Nach Urteil des EuGH : Google wird mit Löschanfragen überhäuft

Internetnutzer können von Google sensible persönliche Daten löschen lassen. Bild: dpa

Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs geht bei Google nach Informationen der F.A.Z. eine Flut von Anfragen ein. Darunter sind auch Verweise auf kritische Medienberichte.

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          Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zu Löschmöglichkeiten in Ergebnislisten von Suchmaschinen wird die in Europa führende Suchmaschine Google mit Löschersuchen überhäuft. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, gebe es aus verschiedenen Ländern in Europa „eine Flut von Anfragen“, die derzeit in dem Suchmaschinenkonzern auflaufen. Google werde regelrecht bombardiert. Am Dienstag hatte der Europäische Gerichtshof geurteilt, dass jeder die Möglichkeit hat, Verweise in Suchmaschinen löschen zu lassen, wenn sie zu Inhalten mit sensiblen persönlichen Daten führen, zum Beispiel Namen oder Geburtsdatum.

          Martin Gropp
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Jetzt scheint sich herauszukristallisieren, dass Antragssteller von Google auch verlangen, Links zu Medienberichten zu löschen. Unter den bisher eingereichten Löschanträgen sind den Informationen zufolge auch Verweise auf Nachrichtenbeiträge „seriöser Medien“, wie es hieß. Die Beiträge haben sich demnach mit Verfehlungen derjenigen beschäftigt, die nun die Löschung der Links verlangen. Darunter seien Berichte über Personen, die als sogenannte „Stalker“ andere Menschen verfolgt haben. Auch habe sich ein Schauspieler darum bemüht, Verweise auf einen Bericht löschen zu lassen, der seine Liaison mit einer Minderjährigen thematisiert. Zu den Antragsstellern gehören demnach auch Steuerhinterzieher.

          Die Berichte, auf welche die Suchmaschine verweist, seien zu dem Zeitpunkt der Berichterstattung berechtigt gewesen, hieß es weiter. Dennoch werde damit die Tragweite deutlich, die das Urteil des Europäischen Gerichtshofs haben könne.

          Auf Anfrage dieser Zeitung wollte Google die Informationen nicht bestätigen. Das Unternehmen teilte auch nicht mit, wie sich die Zahl der Löschanfragen nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs insgesamt entwickelt hat. So ist bislang unklar, ob es sich bei den genannten Löschersuchen von Verweisen auf kritische Berichte um Einzelfälle handelt oder nicht. Allerdings sehen Fachleute die Gefahr, dass dem Internet wegen des Urteils einige seiner bisherigen Eigenschaften abhandenkommen könnten. Es sei möglich, dass das Internet „seine wichtige Funktion eines Frühwarnsystems, das Verbraucher vor Betrügern und schwarzen Schafen schützt“, verliere, sagte Christian Scherg, Geschäftsführer der Düsseldorfer Online-Reputationsmanagementagentur Revolvermänner.

          Am Donnerstag hatte Google angekündigt, einen neuen Mechanismus für die nun eingehenden Löschersuchen zu entwickeln. Dies könne aber einige Zeit in Anspruch nehmen, hieß es. Auch vor dem Urteil hatte es immer wieder Löschersuchen an Google und andere Suchmaschinenbetreiber gegeben, die sich auf die angezeigten Suchergebnisse bezogen. Diese wandten sich aber in der Regel gegen Verweise auf Seiten, mit denen Urheberrechtsverletzungen ermöglicht werden, oder auf Inhalte, die rechtlich überprüfbar gegen Persönlichkeitsrechte von Betroffenen verstoßen.

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