
Rückzug der FMC-Chefin : Machtprobe im Fresenius-Konzern
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Der Fresenius-Vorstandsvorsitzende Michael Sen Bild: dpa
Nach gerade einmal zwei Monaten im Amt gibt die Chefin des im Dax notierten Dialyseanbieters Fresenius Medical Care schon wieder auf. Die vielen Probleme muss nun ein anderer lösen.
Im beschaulichen Taunus geht es hoch her. Für Außenstehende überraschend hat Carla Kriwet nach nur zwei Monaten ihr Amt als Vorstandsvorsitzende von Fresenius Medical Care (FMC) niedergelegt. Eigentlich viel zu kurz, als dass die Managerin in ihrer Amtszeit echte Fehler begangen haben könnte.
Mit ihrer Entscheidung, die wie in solchen Fällen üblich als in beiderseitigem Einvernehmen kommuniziert wird, endet in Wahrheit eine kurze Machtprobe, aus der Michael Sen, der Chef des Mutterkonzerns Fresenius SE, als eindeutiger Sieger hervorgeht.
Der frühere Siemens- und Eon-Manager ist der starke Mann an der Spitze des Bad Homburger Gesundheitskonzern, nachdem er vor ebenfalls zwei Monaten den erfolglosen Stefan Sturm beerbte. Der einstiege Börsenliebling Fresenius hat die Anleger zuletzt mehrfach kräftig enttäuscht. Sen versprach in der F.A.Z., die Probleme zügig anpacken und bald ein positives Zeichen an die Märkte zu schicken.
Entscheidend dafür ist das Abschneiden seiner in Nöte geratenen Tochtergesellschaft FMC, die maßgeblich zu Gewinn und Umsatz beiträgt. Heute erscheint seine Aussage in einem anderen Licht, er sei „bei FMC auch ein aktiver Investor“.
Für Kriwet rückt die bisherige Finanzchefin Helen Giza an die FMC-Spitze. Mit ihr dürfte der rationale Sen zurechtkommen. Das muss er auch. Denn auf dem mit Abstand wichtigsten Markt USA türmen sich für den Dialyse-Konzern noch immer die Probleme vom Fachkräftemangel bis hin zu Veränderungen im Gesundheitssystem. Mit 30 Prozent dominiert der Mutterkonzern noch immer FMC. Die Investoren drängen mindestens auf eine Verringerung, wenn nicht gar eine Abspaltung.
Noch dürfte dieser Druck von außen Michael Sen für seine Umstrukturierung des trägen Konglomerats gelegen kommen. Klar ist aber auch: Nach Kriwets Abgang wächst der Druck auf Sen noch mehr, rasche Erfolge zu präsentieren.