Maximilian Riedel im Portrait : Der Weinversteher
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Maximilian Riedel Bild: Riedel Glas
Maximilian Riedel, Geschäftsführer des gleichnamigen Glas-Herstellers, hat für jede beliebte Rebsorte eine Glasform. Warum der Wein so am besten schmeckt, erklärt er seinen Fans am liebsten in den Sozialen Medien.
Als die Tage in diesem Jahr noch heiß waren, hielt Maximilian Riedel seine Füße ins kühle Planschbecken auf der Terrasse seines neuen Hauses in Reit bei Kitzbühel, um, mit Sonnenhut, Hemd und Shorts bekleidet, ein Glas Wein in die Höhe zu halten und mehr als 79.000 Freunden zuzuprosten. @maxiriedel tut dies nahezu jeden Tag auf Instagram: eine Flasche Wein öffnen und dekantieren oder Wein im Glas schwenken und dann einen Schluck nehmen. Der Chef selbst ist also Riedels größter Influencer, weil er ausnahmslos – bis auf den Wein – nur Produkte aus dem eigenen Haus vor der Kamera präsentiert. Er tut das natürlich, weil er als Geschäftsmann möglichst viele davon verkaufen will. Der Welt da draußen will er sagen: Unsere Gläser und Dekanter haben die perfekte Form.
Nur der Kleidungsstil war an jenem Tag ungewöhnlich leger. Meistens begegnet er seinen Followern – Journalisten und Gästen sowieso – im edlen, gerne auch dreiteiligen Anzug mit Krawatte und Einstecktuch oder gar in österreichischem Trachtenoutfit. So erwartet man es vom Geschäftsführer von Riedel Glas, der das Familienunternehmen in Kufstein in elfter Generation „mit einer Spur Alt-Habsburg im Auftreten führt“, wie in einem Artikel über ihn zu lesen ist. Ganz so ist es nicht. Es ist eine Mischung aus unbändigem Ehrgeiz, lange anhaltendem Erfolg und starkem Selbstbewusstsein, die schon das Auftreten des Vaters Georg Riedel geprägt haben und die dieser seinem Sohn mitgab. „Ich nehme die Erfolge meiner Familie als Ansporn und Auftrag“, sagt Maximilian Riedel der F.A.Z.
Auch wenn er die Geschäfte schon im Jahr 2013 von seinem Vater übernahm, versucht er mit seinen Social-Media-Aktivitäten sein Image zu schärfen und grenzt sich von der Legende Georg Riedel ab, der das österreichische Unternehmen zur international erfolgreichen Marke gemacht hat. Riedel produziert jährlich 200.000 mundgeblasene Gläser in Kufstein und 56 Millionen maschinell gefertigte in Amberg und Weiden. Er exportiert in mehr als 100 Länder, darunter die skandinavischen, Amerika, Australien, Südkorea und China. Der Umsatz lag 2019 bei 269 Millionen Euro. Die meisten Weintrinker haben schon einmal von der Marke Riedel gehört. Der Rucksack der Verantwortung, den Georg Riedel vor sieben Jahren seinem Sohn übergeben hat, hatte enormes Gewicht. Maximilian packt ihn noch voller: „Man kann ein Unternehmen nur dann erfolgreich lenken, wenn man den Ansporn hat, es noch besser machen zu wollen.“
Entwickelte Nordamerika zum größten Exportmarkt
Im Jahr 2000, als das österreichische Unternehmen noch die exklusive Marke war, die mundgeblasene Gläser im großen Stil herstellte und von Weinkennern geradezu vergöttert wurde, ging Maximilian Riedel als 23 Jahre junger Mann in die Vereinigten Staaten. Dort arbeitete er als Vice President für Riedel Crystal of America. Zu jener Zeit lebte er noch nicht in Manhattan, sondern in New Jersey. Er lernte Gary Vaynerchuk kennen, der in einem Spirituosengeschäft arbeitete. „Er hat mir beigebracht, wie wichtig Social Media ist und wie es funktioniert“, sagt Maximilian Riedel rückblickend. Vaynerchuk hat mittlerweile auf Instagram 8,5 Millionen Follower und auf Youtube einen Kanal mit knapp drei Millionen Fans.