Siemens-Angebot an Neubauer : „Das ist nicht vereinbar mit meiner Rolle als Klima-Aktivistin“
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Die Klima-Aktivistin Luisa Neubauer Bild: AFP
Luisa Neubauer lehnt einen Sitz im Siemens-Aufsichtsrat ab, weil sie damit ihre Unabhängigkeit verlieren würde. Ihren Alternativvorschlag will Chef Joe Kaeser nicht annehmen.
Die Klima-Aktivistin Luisa Neubauer hat Siemens aufgefordert, den ihr angebotenen Aufsichtsratsposten bei der Unternehmenstochter Siemens Energy mit einem Vertreter von Scientists for Future zu besetzen. Siemens habe ihr bestätigt, dass das Angebot ernst gemeint sei, sagte Neubauer der „Bild am Sonntag“. Sie werde den Sitz aber nicht annehmen können. Stattdessen wolle die das Unternehmen bitten, den Posten einem Mitglied der Wissenschaftlergruppe zu übertragen.
Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser hat die Entscheidung der Klimaaktivistin Luisa Neubauer bedauert, den angebotenen Sitz im Aufsichtsgremium des künftigen Unternehmens Siemens Energy nicht anzunehmen. Er „respektiere ihre Entscheidung“, teilte Kaeser am Sonntag in München mit. „Sie hätte an der Lösung der von der Fridays-for-Future-Bewegung zu Recht adressierten Klimaproblematik mitgestalten können und dabei auch Einblicke in komplexe unternehmerische Zusammenhänge bekommen“, fügte er hinzu.
Kaeser: „Experten und Wissenschaftler haben wir schon genug“
Kaeser will keinem Experten den Posten in einem Aufsichtsgremium geben, den er zuvor der Neubauer angeboten hatte. Der Vorschlag Neubauers, diesen Sitz an einen Experten abzutreten, sei „gut gemeint„, teilte Kaeser am Sonntag in München mit. „Aber Experten und Wissenschaftler haben wir schon genug.„ „Die Lösung unserer Umweltprobleme braucht Führungspersönlichkeiten, die zusammen zielkonfliktäre Systeme verstehen und auflösen“, fügte er hinzu. So habe es beim Klimagipfel in Madrid genügend Experten gegeben, „aber viel zu wenig von diesem Leadership. Das Ergebnis spricht für sich selbst“.
Joe Kaeser war am Freitag mit Neubauer, der Sprecherin der Klimaschutzbewegung Fridays for Future, zusammengekommen. Dabei ging es um die Beteiligung von Siemens an einem umstrittenen Kohleförderprojekt in Australien. Der Konzern will diesbezüglich bis Montag eine Entscheidung treffen. Kaeser bot Neubauer bei dem Treffen überraschend einen Sitz im Aufsichtsgremium von Siemens Energy an.
Neubauer begründete ihre Absage für das Aufsichtsratsmandat mit ihrer Unabhängigkeit. Sie wäre in dieser Position nicht mehr in der Lage, Siemens unabhängig zu kommentieren. „Das ist nicht vereinbar mit meiner Rolle als Klima-Aktivistin.“
Neubauer bekräftigte zudem ihre Kritik an der Beteiligung des Münchner Industriekonzerns an einem Kohleminen-Großprojekt in Australien. Siemens-Chef Joe Kaeser hatte zuletzt zugesagt, noch einmal über das Projekt nachzudenken. Siemens soll laut Vertrag Zug-Signaltechnik für das Kohlebergwerk im Bundesstaat Queensland liefern. Auch die weltweit bekannte Umwelt-Aktivistin Greta Thunberg hatte von Siemens zuletzt einen Rückzieher bei dem Projekt verlangt.