Schwarze Zahlen trotz Chaos : Lufthansa will 10.000 Mitarbeiter einstellen
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Die Lufthansa geht von einer steigenden Nachfrage der Reisenden aus. Bild: AFP
Die Lufthansa hat erstmals seit Beginn der Pandemie wieder schwarze Zahlen in einem Quartal geschrieben. Wegen des Flugchaos stutzt der Konzern das Ticketangebot im Sommer weiter.
Nach der Rückkehr in die Gewinnzone im zweiten Quartal rechnet die Lufthansa jetzt auch für das Gesamtjahr im Tagesgeschäft mit schwarzen Zahlen. Der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) dürfte 2022 mehr als eine halbe Milliarde Euro erreichen, teilte das im MDax gelistete Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt mit. Dazu soll vor allem eine weitere Erholung im Passagiergeschäft beitragen.
Bisher hatte Vorstandschef Carsten Spohr nach den tiefroten Zahlen des zweiten Corona-Jahres 2021 nur eine Verbesserung des operativen Ergebnisses in Aussicht gestellt. Wegen der Streichung Tausender Flüge soll die Flugkapazität im laufenden Sommerquartal allerdings nur 80 statt 85 Prozent des Vorkrisen-Niveaus erreichen.
Im Gesamtjahr sollen es weiterhin 75 Prozent sein. Aufgrund von Personalknappheit an Flughäfen und bei Airlines knirscht es beim Hochfahren des Luftverkehrs im Sommerreiseboom nach der Pandemiekrise gewaltig. Allein die Kernmarke Lufthansa musste schon mehr als 7000 Flüge streichen. Auch die anderen beiden großen Netzwerk-Airlines Air France-KLM und IAG dampften ihre Pläne für das Sommerquartal um fünf Prozentpunkte ein auf 80 bis 85 Prozent, bezogen auf sämtliche Passagierflüge.
Der Konzern will in den kommenden 18 Monaten rund 10.000 neue Mitarbeiter einstellen, um weitere Unterbrechungen im Reiseverkehr zu vermeiden. Zu Beginn der Pandemie hatte das Unternehmen mehrere Zehntausend Arbeitsplätze abgebaut. „Gemeinsam haben wir unser Unternehmen durch die Pandemie und damit durch die schwerste Finanzkrise unserer Geschichte gesteuert“, sagte Vorstandschef Carsten Spohr in einer Erklärung am Donnerstag. „Jetzt müssen wir unseren Flugbetrieb weiter stabilisieren.“
Klares Plus zum Vorjahr
Bereits im zweiten Quartal hatten hohe Ticketpreise und Rekordgewinne in der Frachtsparte den Anstieg der Treibstoffkosten mehr als wettgemacht. Lufthansa erzielte einen Umsatz von knapp 8,5 Milliarden Euro und damit gut zweieinhalbmal so viel wie im pandemiegeprägten Vorjahreszeitraum. Der bereinigte operative Gewinn lag mit 393 Millionen Euro im oberen Bereich der Spanne, die der Konzern auf Basis vorläufiger Zahlen Mitte Juli angekündigt hatte. Ein Jahr zuvor hatte hier ein Minus von 827 Millionen Euro gestanden. Unter dem Strich verdiente die Lufthansa 259 Millionen Euro nach einem Verlust von 756 Millionen im Vorjahreszeitraum.
Das Flugchaos sorgte im zweiten Quartal einerseits für 158 Millionen Euro an Entschädigungszahlungen an die Kunden, erklärte die Airline. Andererseits stiegen allerdings bei höherer Auslastung die Durchschnittserlöse, ein Indikator für die Ticketpreise, um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und lagen sogar zehn Prozent über Vorkrisenniveau.