Verkauf der Technik-Sparte : Lufthansa erwartet schon bald Gebote für Technik-Sparte
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Arbeit an einer Turbine in Hamburg: Der Konzern will 20 Prozent der Anteile an seiner Wartungssparte abgeben. Bild: dpa
Im April sollen Offerten für die Techniksparte eingehen. Knackpunkt: Die Mitspracherechte des künftigen Partners.
Die Deutsche Lufthansa rollt mit dem Teilverkauf ihres Wartungsgeschäfts auf die Startbahn: Die erste Runde in der Versteigerung der Sparte Lufthansa Technik ist angelaufen. Interessenten sollen in den nächsten Wochen, nach jetzigem Stand im April, unverbindliche Gebote einreichen, wie die F.A.Z. von Kennern des Prozesses erfuhr. Maßgeblicher Punkt in den Offerten werden außer dem Preis die Bedingungen für Mitspracherechte sein, die der potentielle Partner und Minderheitseigner erwartet, die aber Lufthansa von sich aus wohl nicht allzu weitgehend gestalten will. Dazu habe es vergangene Woche Sondierungsgespräche zwischen Verkäufer und Interessenten gegeben, ist aus Kreisen rund um das Verfahren zu hören. Lufthansa wollte zu laufenden Verhandlungen nicht Stellung nehmen.
Der Konzern will 20 Prozent seiner Wartungssparte abgeben. Finanzvorstand Remco Steenbergen hatte zur Bilanzvorlage Anfang März gesagt, ein Verkauf an Investoren könne im zweiten Halbjahr erfolgen. Zuletzt war das Techniksegment, das auch Flugzeuge anderer Airlines wartet, neben der Frachtsparte einer der Gewinnbringer. Der Konzern hatte für 2022 ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 1,5 Milliarden Euro ausgewiesen, die Technik allein 511 Millionen Euro. Das Passagierflugsegment machte einen bereinigten operativen Verlust von 300 Millionen Euro.
Veto- und Mitspracherechte
Hinter den Verkaufsplänen stehen weniger finanzielle, sondern strategische Erwägungen. Die Summe der Nettokreditschulden und Pensionsverpflichtungen des Lufthansa-Konzerns, der in der Corona-Krise Staatshilfe benötigte, betrug zum Jahresende zwar noch 8,9 Milliarden Euro, ein Jahr zuvor waren es aber 15,6 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalquote stieg wieder von 10,6 auf 19,6 Prozent. Vorstandschef Carsten Spohr will Lufthansa vom Luftfahrt- zum Flugkonzern machen. Fortgeschritten sind Gespräche über einen Einstieg bei der italienischen Airline ITA, auch an TAP aus Portugal hat Lufthansa Interesse. Teile des Bordverpflegungsgeschäfts wurden indes verkauft. Und für Lufthansa Technik rechnet man sich die Chance aus, mit Hilfe konzernfremder Investoren Teil eines größeren Wartungsnetzes zu werden. Obendrein könnte ein Teilverkauf 1,5 Milliarden Euro einbringen.
Die „üblichen Verdächtigen“ der Private-Equity-Branche schauten sich das Projekt an, sagten zwei am Prozess Beteiligte. „Jetzt geht es darum: Was soll der Partner für Mitspracherechte bekommen? Was ist die Ausgestaltung des Shareholder Agreements?“, sagte einer der beiden, der damit auf den Gesellschaftervertrag zwischen Mehrheitseigner und künftigem Partner zielte. Lufthansa habe dieses Thema wohl bewusst früh im Prozess nach vorne gezogen, um den Rahmen für die Unternehmensführung (Governance) bei Lufthansa Technik zu klären. Wichtige Themen sind typischerweise Vetorechte des Minderheitseigners, sein Einfluss auf den Geschäftsplan und auf das Jahresbudget, die Zahl der Sitze im Aufsichtsrat. Auch ganz praktische Fragen können zur Sprache kommen, etwa, wie oft sich beide Partner zu Abstimmungen treffen.
Sondierungen zu Mitsprache
In den Gesprächen vergangene Woche hätten Lufthansa und die jeweiligen Interessenten erörtert, was ihnen wichtig im Shareholder Agreement sei, sagten Vertraute. Bieter hätten sich zuvor Sorgen um ihren Einfluss als mögliche Minderheitseigner gemacht. Über den Verlauf der Sondierungen waren verschiedene Aussagen zu hören. Eine Person aus der Finanzszene berichtete von einer Kluft zwischen den Vorstellungen, eine andere sprach von konstruktiven Unterredungen, in denen beide Seiten Verständnisbereitschaft signalisiert hätten. Für die letzte Variante spricht, dass die erste Runde der Auktion offenbar planmäßig läuft, bis hin zur Abgabe der Offerten.
Finanzinvestoren wollten früher normalerweise immer die volle Kontrolle, verbunden mit einer Mehrheitsbeteiligung. Seit etwa zehn Jahren sind sie zunehmend zu Minderheitsbeteiligungen bereit, nicht zuletzt wegen der hohen Geldsummen, die sie anzulegen haben. Wichtig ist dann, ausreichende Mitspracherechte zu sichern. Zu Reibungen kommt es dennoch immer wieder. Zu hören waren solche im Fall des Prothesenherstellers Ottobock und dem Miteigner EQT sowie beim Gasehersteller Messer, wo CVC beteiligt ist – wobei in beiden Fällen starke Einzelunternehmerpersönlichkeiten im Spiel sind. Die Bank of America analysierte unlängst den Markt für Minderheitsbeteiligungen. Früher hätten sich Unternehmen oft Finanzinvestoren ins Haus geholt, um den Wert des Unternehmens nachzuweisen. Heute nutze man zunehmend die Expertise der Beteiligungsfirmen.
In Lufthansa-Kreisen ist von einem üblichen Verhandlungsgeschehen die Rede. Der Konzern hat sich aber auch die Möglichkeit offen gehalten, einen Technik-Anteil nicht an Finanzinvestoren, sondern – wie Finanzvorstand Steenbergen jüngst andeutete, wohl eher 2024 – über einen Börsengang abzugeben.