22 weitere Flugzeuge bestellt : Lufthansa beschleunigt Flottenmodernisierung
- -Aktualisiert am
Mehr davon: Lufthansa erwirbt weitere A350-Flugzeuge von Airbus. Bild: dpa
Der Konzern ordert 22 weitere Flugzeuge, damit wächst die Bestellliste auf rund 200 Maschinen. So will der Konzern seine Klimaziele erreichen.
Schon einen Tag bevor die Deutsche Lufthansa ihre Bilanz für 2022 und den Ausblick für das laufende Jahr vorstellt, ist der Konzern um die Botschaft bemüht, dass alle Weichen für die Zukunft gestellt sind. Erst verlängerte der Aufsichtsrat den Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Carsten Spohr um fünf Jahre. Er wäre dann der am längsten amtierende Chef in der Konzerngeschichte. Im zweiten Schritt gaben die Aufseher den Weg frei für den Erwerb von 22 neuen Langstreckenflugzeugen. 15 A350-Jets von Airbus und sieben 787-Flieger von Boeing haben zusammen einen Listenpreis von 7,5 Milliarden Dollar.
Die neuen Flugzeuge werden mit dem Anfang der Woche vorgestellten neuen Einrichtungskonzept ausgestattet, mit dem der Konzern seinen selbst erklärten Premium-Anspruch gegenüber Passagieren belegen will. „Darüber hinaus tragen die neuen Flugzeuge entscheidend dazu bei, unsere CO₂-Einsparziele bis 2030 zu erreichen, denn treibstoffeffiziente Flugzeuge modernster Bauart sind im Luftverkehr der mit Abstand größte Hebel für mehr Klimaschutz“, sagte Vorstandschef Spohr. Lufthansa hat sich das Ziel gesteckt, bis zum Ende des Jahrzehnts ihre Nettoemissionen zu halbieren und 2050 eine neutrale CO₂-Bilanz zu erreichen.
Bei den Neubestellungen soll es nicht bleiben. Man befinde sich in „fortgeschrittenen Verhandlungen für weitere Langstreckenflugzeuge, die kurzfristig verfügbar sein können“, teilte der Konzern weiter mit. Dabei erwartet der Konzern, der vor knapp drei Jahren am Beginn der Corona-Pandemie noch mit einem staatlichen Milliardenpaket gestützt werden musste, ohnehin schon viele neue Flugzeuge.
Bestellliste wird länger
In den nächsten Jahren sollen insgesamt 108 Langstreckenjets neu zur Konzernflotte stoßen, darunter befinden sich auch 777X-Flieger von Boeing, die eigentlich längst fliegen sollten, aber wegen Produktionsverzögerungen bei Boeing nun frühestens 2025 erwartet werden. Allein in den Corona-Jahren hat Lufthansa mit der Bestellung vom Donnerstag 50 Langstreckenmaschinen geordert. Werden noch die fest bestellten Mittelstreckenflugzeuge dazugerechnet, erwartet Lufthansa nun mehr als 200 neue Flugzeuge.
Sie dienen nicht komplett dem Wachstum, sondern sollen auch ältere Modelle, die mehr Kerosin verbrauchen und folglich einen höheren Schadstoffaustausch haben, ablösen. Auf der Liste der auszurangierenden Modelle steht der A340 von Airbus, der bei Lufthansa als nicht mehr effizient genug für eine Flotte der Zukunft gilt. Auch die ältere Generation vom Boeing-747-Jumbojets soll nicht mehr fliegen.
Der Anteil der Flugzeuge mit vier Triebwerken, denen Nachteile in der Treibstoffeffizienz gegenüber Maschinen mit zwei Treibwerken neuer Generation bescheinigt werden, soll so auf 15 Prozent in der Langstreckenflotte sinken. Eine Rolle bei Aussortieren von Modellen spielt auch der in der Pandemie beschlossene Sparschritt, sich auf weniger verschiedene Flugzeuge zu konzentrieren, was Wartungs- und Betriebskosten senken soll. Neben den Bestellungen gab der Konzern bekannt, mit dem Flugzeughersteller Airbus eine Absichtserklärung für eine engere Zusammenarbeit zur Nutzung nachhaltiger Flugkraftstoffe, zur Erforschung des Wasserstoff-Einsatzes und zur Optimierung des Flugbetriebs geschlossen zu haben.
„Im Premiumsegment wieder weit vorne positionieren“
Mit der Bilanz am Freitag will Lufthansa belegen, dass der Konzern auf dem Erholungskurs aus der Krise vorankommt. Laut Unternehmensprognose soll das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern rund 1,5 Milliarden Euro betragen. Allerdings hatte Lufthansa im vergangenen Jahr viel Unmut von Reisenden auf sich gezogen, die von Verspätungen, Planänderungen und verlorenen Koffern betroffen waren und dann in Callcentern lange in Warteschleifen hingen.
Auch für dieses Jahr sind aus Sicht von Arbeitnehmervertretern längst nicht alle Engpässe beseitigt. Vorstandschef Spohr zeigte sich dennoch hoffnungsvoll: „Die Kombination aus unseren erstklassigen Mitarbeitern am Boden und an Bord, modernsten Flugzeugen und unserem neuesten Sitzangebot an Bord wird unsere Airlines im Premiumsegment wieder weit vorne positionieren.“ Neben Spohrs Vertrag verlängerte der Aufsichtsrat auch den Vertrag von Finanzvorstand Remco Steenbergen. Er freue sich, dass die Vertragsverlängerung mit beiden gelungen sei, sagte Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley. „Bei der Sicherung einer erfolgreichen Zukunft der Lufthansa Group wird es auf sie ganz besonders ankommen.“
Auch für Kley soll es nach dem Willen des Kontrollgremiums eine Verlängerung geben. Der Aufsichtsrat beschloss, ihn für die nächste Hauptversammlung abermals zur Wahl in das Gremium zu empfehlen. Dort soll auch ein Vertreter des neuen Ankeraktionärs Klaus-Michael Kühne, der 15 Prozent der Lufthansa-Anteile hält, einen Platz bekommen. Der Aufsichtsrat schlägt ebenfalls die Wahl des Kühne-Vertrauten Karl Gernandt für drei Jahre vor.