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Luftfahrt-Rangliste : Fliegen so sicher wie (fast) nie zuvor

Lufthansa und Air Berlin schneiden in der Rangliste gut ab. Bild: dpa

Trotz Negativ-Schlagzeilen war 2016 eins der sichersten Jahre der zivilen Luftfahrt. Besonders gut schneiden in einer neuen Rangliste zwei Gesellschaften aus Deutschland ab. Die Nummer eins kommt aber aus Asien.

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          Verspätungen und Ausfälle sind die größten Übel, mit denen deutsche Flugreisende konfrontiert sind. Gerade das vergangene Jahr lieferte dafür geradezu abenteuerliche Beispiele. Einen Spitzenwert erreichte ein Flug der Lufthansa-Tochtergesellschaft Eurowings, der 68 Stunden – also mehr als zweieinhalb Tage – zu spät aus Kuba in Köln landete. Doch wenn es um die Sicherheit in der Luft geht, können sich die Reisenden aus der Bundesrepublik glücklich schätzen. Die beiden größten Fluggesellschaften des Landes, Deutsche Lufthansa und Air Berlin, zählten auch 2016 zu den sichersten der Welt.

          Timo Kotowski
          Redakteur in der Wirtschaft.

          An der Spitze der am Dienstag veröffentlichten Rangliste des Hamburger Flugunfallanalysebüros Jacdec stehen indes Gesellschaften aus dem Mittleren und Fernen Osten. Wie im Vorjahr erreicht Cathay Pacific aus Hongkong Platz eins. Dahinter folgen Air New Zealand, Hainan Airlines aus China und Qatar Airways. Dass Emirates von Rang zwei auf sieben rutschte, dürfte auf die Bruchlandung einer Boeing in Dubai im August zurückzuführen sein, die ausbrannte. Alle Insassen konnten aber vorher das Flugzeug verlassen.

          KLM ist die sicherste europäische Fluggesellschaft

          Als sicherste europäische Gesellschaft wird die niederländische KLM auf Platz fünf geführt. Die Lufthansa kommt auf Platz zwölf, auch die finanziell angeschlagene Air Berlin hat weiter einen Platz in den Top 20 sicher. Die Billigflieger Ryanair und Easyjet landen im Mittelfeld. Allerdings unterscheiden sich die errechneten Sicherheits-Index-Werte nur in der zweiten oder dritten Nachkommastelle. Schlusslichter in der Liste der 60 größten Gesellschaften sind Garuda aus Indonesien, Avianca Colombia und China Airlines aus Taiwan.

          2016 sticht international beim Blick auf die Zahl der Unglücke und Todesopfer positiv hervor. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) hatte bereits darauf hingewiesen, dass das vergangene Jahr nach 2013 das zweitsicherste in der Geschichte der zivilen Luftfahrt war. Die Jacdec-Auswertung weist nun zwar 632 Zwischenfälle aus. Für die 60 größten Fluggesellschaften der Welt ergibt sich aber, dass sie zwar 37 Flugzeuge als Totalverluste abschreiben mussten, dabei aber kein einziges Todesopfer zu beklagen hatten.

          Keine Angaben zu Unglücksursachen in der Liste

          Die schlimmsten Unglücke mit insgesamt 321 Toten ereigneten sich laut Jacdec-Zählung bei kleineren Gesellschaften. Vor allem zählt dazu der Absturz eines Flugzeugs der bolivianischen Chartergesellschaft Lamia im Dezember in Kolumbien. Die Treibstoffvorräte reichten nicht für die Flugstrecke, die Maschine schlug mit leeren Tanks auf den Boden. 71 Menschen starben. Ungeklärt ist noch der Absturz eines Egypt-Air-Flugzeugs von Paris nach Kairo über dem Mittelmeer im Juni. Untersuchungen deuteten auf starken Rauch an Bord hin, es gab 66 Tote.

          Gleichwohl ist ein Trend zu mehr Sicherheit im Flug nachweisbar. In der öffentlichen Wahrnehmung dürfte er allerdings überschattet sein durch die Anschläge an den Flughäfen von Brüssel und Istanbul mit zahlreichen Toten. Zudem hält die Diskussion über den Malaysian-Airlines-Flug MH 370. Im Frühjahr 2014 war die Boeing von den Radarschirmen verschwunden, das Wrack wurde trotz Suche im Indischen Ozean bis heute nicht gefunden.

          Die Jacdec-Auswertung gilt als eine der meistbeachteten Listen zu Flugzwischenfällen. Wie die Betrachtung von Aktienkursen liefert sie aber nur Aussagen über die Vergangenheit und keine Gewissheit für die Zukunft. In die Auswertung fließen Angaben aus drei Jahrzehnten ein – darunter nicht nur Abstürze, sondern auch Zwischenfälle, die zu Schäden an Flugzeugen führen, oft aber öffentlich kaum wahrgenommen werden. Kritik gibt es an der Liste, da Abstürze mit vielen Toten auch nach mehreren unfallfreien Folgejahren noch zur Abwertung einer Fluggesellschaft führen können. Zu Unglücksursachen – Pilotenfehler, schlechtes Wetter oder Terroranschläge – macht die Untersuchung zudem keine Angaben.

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