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Spieleklassiker Looping Louie : Das haut die Hühner von der Stange

Mehr als ein Kinderspiel: „Looping Louie“ macht junge Erwachsene fröhlich. Bild: Picture-Alliance

Eigentlich war „Looping Louie“ einmal für Kinder gedacht. Zur Schulung von Reaktionsvermögen und Feinmotorik. Doch feiernde Studenten haben es zum Trinkspiel zweckentfremdet.

          3 Min.

          Wenn die letzten Klausuren des zu Ende gehenden Wintersemesters geschrieben sind, landet in deutschen Studentenwohnungen wieder der Bruchpilot. Nicht weil die Lernenden so desaströse Antworten zu Papier gebracht haben, sondern weil wieder ein obskures Zeitgeistphänomen durch die Studentenbuden fliegt. Ausgerechnet ein Kinderspiel hat sich zu einem beliebten Stimmungsmacher in den Universitätsstädten des Landes entwickelt. „Looping Louie“ heißt es und stammt vom amerikanischen Spielekonzern Hasbro. Altersempfehlung ab vier Jahre – für die Originalvariante, aber garantiert nicht für die inoffizielle Studentenversion. Denn je näher man deutschen Universitäten kommt, desto mehr werden alkoholische Flüssigkeiten zur Zutat für den Spielspaß.

          Timo Kotowski
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Die Spielvorrichtung erinnert mehr an ein gemächlich drehendes Kirmeskarussell statt an einen Quell krachender Unterhaltung. Zentral sind die Figur des Bruchpiloten Louie und die Reaktionen der Mitspieler. Louie dreht in einer Gondel um den Karussellmast zuverlässig und batteriegetrieben seine Runden. Die Reaktionsschnelligkeit der Studenten dürfte weniger zuverlässig sein, je länger der Spieleabend und je ausgelassener die Feier wird.

          Doch gerade darin besteht in deutschen Univierteln offenbar das Vergnügen. Jeder Mitspieler sitzt vor einem Gestell, in das er Münzen mit Hühnchenbildern steckt. Und während Plastik-Louie im Kreis fliegt, schubst er diese Münzen runter – man könnte sagen: Er haut die Hühner von der Stange. Um das zu verhindern, hat jeder Spieler einen Katapulthebel, um die Figur hochzustoßen. Wer Louie zu spät katapultiert, verliert ein Hühnchen. Und wer seine Vögel nicht mehr beisammenhat, hat verloren.

          Spätfolgen: Wohl kaum ein Fingerkuppenjucken

          Der Fanklub scheint riesig – mancher Spieler billigt dem Kinderspiel beinahe religiösen Wert zu: „Am achten Tag schuf Gott Looping Louie“ schrieb ein Käufer in seine Produktbewertung, die er in der Kommentarspalte des Online-Händlers Amazon hinterließ. Dort rühmen Käufer nicht nur die „unglaublich unterhaltsamen Abende“ mit dem Spiel, sie berichten auch von „Folgeschäden am nächsten Morgen“. Und die rühren wohl nicht von starkem Fingerkuppenjucken nach häufigem Louie-Katapultieren, sondern vom spielbegleitenden Getränkegenuss von Hochprozentigem.

          Begonnen hatte der Siegesflug des Bruchpiloten dagegen harmlos und bescheiden. Hasbro brachte das Spiel vor mehr als zwei Jahrzehnten auf den Markt. 1994 zeichnete die Fachleute-Jury für das Spiel-des-Jahres-Siegel das Produkt mit dem Kinderspiel-Sonderpreis aus – ein Zeichen für pädagogischen Wert, fachlich geprüftes Spielvergnügen und ebenso für steigende Verkaufszahlen.

          Das Spiel gelangte in die Kinderzimmer, in denen die Hühnerjäger von heute erste Bekanntschaft mit Louie machten. Zwischenzeitlich sank der Stern des Bruchpiloten. Hasbro nahm „Looping Louie“ kurzzeitig aus dem Sortiment. Doch seit einigen Jahren ist Bruder Louie zurück. Unverändert, aber erfolgreicher als je zuvor.

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