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Handelskonflikt mit China : Das Litauen-Geschäft wird zur Last für deutsche Unternehmen

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Verärgert Peking: das Vertretungsbüro Taiwans in Litauens Hauptstadt Vilnius, im 16. Stock des mittleren Gebäudes Bild: AFP

Der baltische Staat leidet unter einem Handelskonflikt mit China. Die diplomatischen Beziehungen wurden gekappt. Auch deutsche Unternehmen sind deshalb besorgt.

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          Batteriekomponenten, die nicht im Hafen von Klaipeda ankommen, Bestellungen für Autobauteile, die gestrichen wurden, und Exportwaren, die die Lager füllen, aber nicht verkauft werden können – das sind nur einige der Geschichten, die Florian Schröder, Geschäftsführer der deutsch-baltischen Außenhandelskammer in Riga, in den letzten Tagen von deutschen Unternehmern in Litauen gehört hat. Minütlich klingelt bei ihm das Telefon, denn China und Litauen befinden sich in einem der größten Handelskonflikte der EU-Geschichte. Viele deutsche Investoren, die in dem baltischen Staat ihre Geschäfte betreiben, sind davon betroffen.

          „Bei der komplizierten Situation gibt es Grund zur Sorge. Die Unternehmer suchen fieberhaft nach Wegen, um mit der Handelsaussetzung umzugehen.“ Ursache für den Streit ist, dass Taiwan eine „Taiwan-Vertretung“ in Vilnius eröffnen durfte, was ein Affront gegen die chinesische „Ein-China-Politik“ ist.

          Die Auswirkungen zeigen sich jetzt erst

          Deswegen kappte China die diplomatischen und ökonomischen Beziehungen zu Litauen. Das Land zog seinen Botschafter aus Vilnius ab und erklärte den litauischen Botschafter in Peking zur unerwünschten Person. Zudem strich China den baltischen Staat von seiner Handelsliste. Direkt nach Bekanntgabe des diplomatischen Bruchs ist Schröder nach Vilnius geflogen, um den Unternehmern beizustehen. „Die Eskalation wurde in den letzten Wochen massiver. Die Auswirkungen zeigen sich jetzt erst.“

          Schröder sagt, dass viele mit Engpässen zu kämpfen hätten, besonders die, die nach dem Just-in-time-Modell produzieren. „Litauen ist in die globalen Lieferketten eingebunden, viele von denen beginnen in China und viele Komponenten kommen daher. Die fehlen jetzt.“ Die Auswirkungen seien konkret zu spüren. Er erzählt von einem deutschen Unternehmer, der Maschinen nach China exportieren wollte. Die Containerschiffe seien auf dem Weg nach Asien, aber werden zurückgeschickt, weil litauische Produkte nicht mehr in China eingeführt werden dürfen. „Er sprach von einem Schaden in Millionenhöhe, den er tragen muss.“ Schröder erzählt von weiteren Fällen. Ein Unternehmen habe Investitionen in neue Produktionslinien getätigt.

          „Eine neue Fabrik ist im Entstehen. Aber die Produktionslinien sollten aus China kommen und werden nicht eintreffen.“ Nicht nur die Industrie sei betroffen, auch der Transportsektor. So würden sich die deutschen Transporteure beklagen, dass die Abwicklung von Aufträgen mehrere Wochen dauere. Bei den chinesischen Handelsformularen sei Litauen gestrichen worden, Zolldokumente könnten nicht mehr ausgefüllt werden, wenn litauische Unternehmensadressen angegeben werden.

          Continental bekommt drohende Signale

          Zu den deutschen Unternehmen, die in Litauen aktiv sind, gehören der Autozulieferer Continental, der Elektrotechnikkonzern Siemens, der Chemiekonzern BASF und der Technikkonzern Bosch. Aber auch viele Mittelständler haben kleine Filialen in dem baltischen Staat.

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