Lebensversicherungen : Kostensenken wird zur Überlebensaufgabe
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Verwaltung kostet Geld – auch in der Allianz-Leben-Zentrale in Stuttgart Bild: Manz, Florian
Die Renditen von Lebensversicherern sinken stetig. Zuletzt fielen sie für 25 Jahre laufende Verträge auf unter 1 Prozent. Jetzt müssen die Kosten runter.
Für Veteranen der Versicherungswirtschaft ist es ein erschreckender Wert, für potentielle Neukunden ein abschreckender: Nicht einmal mehr ein Prozent Rendite auf die eingezahlten Beiträge garantieren Versicherer seit diesem Jahr ihren Kunden, wenn sie eine Privatrente über 25 Jahre abschließen. Der Durchschnittswert der Branche ist auf 0,92 Prozent gerutscht. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum 1. Januar wurde der zulässige Rechnungszins auf 1,75 Prozent herabgesetzt. Der Abstand zwischen Garantiezins und Beitragsrendite erklärt sich durch die Kosten der Unternehmen.

Redakteur in der Wirtschaft, zuständig für „Menschen und Wirtschaft“.
Die Unternehmensberatung Accenture sieht die aktuelle Lage für die Lebensversicherer als die größte Herausforderung ihrer Geschichte an. Banken drängen als zusätzliche Wettbewerber auf den Vorsorgemarkt, der Niedrigzins ermöglicht kaum noch attraktive Verzinsungen. „Mit hohen Verwaltungskosten, die zurzeit im Marktdurchschnitt bei knapp 2,5 Prozent und damit deutlich über dem Höchstrechnungszins liegen, wird die Branche dauerhaft nicht erfolgreich sein“, warnt eine noch unveröffentlichte Accenture-Studie.
Teuer sind auch Vorbereitungen auf künftige Aufsichtsregeln
Unter deutschen Lebensversicherern herrscht zwar noch kein Alarmismus, dennoch kann kein Manager die Augen verschließen. „Die Kosten spielen in einem Niedrigzinsumfeld eine größere Rolle, als wenn man 8 Prozent Rendite am Kapitalmarkt erzielt“, sagt Michael Westkamp, der Vorstandsvorsitzende der Aachen Münchener. Sie verbucht nach dem Marktführer Allianz die zweithöchsten Beitragseinnahmen gegen laufende Einnahmen - ist also die Nummer Zwei im klassischen Altersvorsorgegeschäft.
Die 2,5 Prozent Verwaltungskosten ergeben bezogen auf die knapp 100 Milliarden Euro Beitragseinnahmen einen Branchenwert von 2,5 Milliarden Euro. Zusätzlich lassen sich die Lebensversicherer ihre Abschlüsse 5 Prozent der Beitragssumme von 150 Milliarden Euro kosten, also 7,5 Milliarden Euro. Dazu zählen Provisionen und Aufwendungen für die Vertriebsunterstützung. Teuer sind aber auch Vorbereitungen auf die künftigen Aufsichtsregeln Solvency II und die Informationspflichten des Versicherungsvertragsgesetzes. „Regulatorische Vorgaben führen zu einem zunehmend konkurrierenden Anteil an den Kosten“, sagt Norbert Heinen, Vorstandsvorsitzender der Württembergischen Lebensversicherung. Allein für die Umstellung auf Unisex-Tarife sind bei ihm 20 Personen ein Jahr lang Vollzeit beschäftigt. Dabei halten Wettbewerber etwa die Umstellungen für den einheitlichen europäischen Zahlungsraum (Sepa) noch für deutlich gravierender.
Das richtige Maß finden
In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Branche seit einigen Jahren. Deshalb gelang es ihr auch, die Verwaltungskostenquote innerhalb eines halben Jahrzehnts von 3 auf 2,5 Prozent zu senken. „Kostensenkungen müssen in einem Unternehmen ein kontinuierlicher Prozess sein“, sagt Aachen-Münchener-Chef Westkamp. Ein Viertel seiner Kosten habe er eingespart, weil er sich auf die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) als einzigen Vertriebspartner festgelegt hat.