5-G-Mobilfunk : Langsamer Netzausbau könnte für 1&1 teuer werden
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So soll es aussehen: Ein neuer 5G-Mobilfunkmast steht auf einem Hochhaus in Düsseldorf. Bild: dpa
Fünf Antennen statt der geforderten 1000: 1&1 ist mit dem Aufbau des neuen 5-G-Mobilfunks in Verzug und schiebt die Verantwortung auf seine Lieferanten. Nun könnte die Bundesnetzagentur Bußgelder verhängen.
Zwei Antennen für 5G-Mobilfunk sind in den vergangenen Tagen noch dazu gekommen. Aber es fehlen immer noch 995 Stationen, die eigentlich schon zum Jahreswechsel hätten in Betrieb sein müssen. Die Verzögerungen könnten das Mobilfunk-Unternehmen 1&1 teuer zu stehen kommen. Pro fehlendem Standort drohen Bußgelder von bis zu 50.000 Euro, im schlimmsten Fall also insgesamt knapp 50 Millionen Euro. Daneben können Zwangsgelder erhoben und Nachfristen gesetzt werden, um das Unternehmen zur Eile anzutreiben. So ist es einem Bericht der Bundesnetzagentur an ihren Beirat zu entnehmen, der sich an diesem Montag damit befassen will, wie weit die Mobilfunker mit dem Ausbau ihrer Handy-Netze und der Beseitigung von Funklöchern gekommen sind.
Bei der Bestandsaufnahme geht es um Auflagen und Verpflichtungen aus der Frequenzauktion von 2019, die den Weg für das 5G-Netz freimachen sollte. Wenigstens 1000 Stationen für den neuen Funkstandard sollte jeder Mobilfunker Anfang dieses Jahres in Betrieb haben. Die Deutsche Telekom, Telefónica O2 und Vodafone liegen nach eigenen Angaben weit darüber, während der Neueinsteiger 1&1, eine Tochtergesellschaft des Internet-Konzerns United Internet, bisher erst 5 Antennen montiert hat.
Die Verantwortung schiebt 1&1 auf seine Lieferanten, an erster Stelle den Funkmastkonzern Vantage Towers, der mehrheitlich dem Konkurrenten Vodafone gehört. Vantage hatte eigentlich mindestens 650, im besten Fall sogar 850 Stationen bauen sollen. Aber dann kamen Lieferschwierigkeiten, Pandemiefolgen und der Fachkräftemangel dazwischen. Schon im vorigen Sommer musste 1&1 kleinlaut eingestehen, dass es länger dauern würde.
Entscheidung über Bußgelder fällt bis März
Die Netzagentur wird nun prüfen, inwieweit sie die Verzögerungsgründe akzeptiert. „Bei einer Verhängung von Sanktionen findet eine Gesamtbetrachtung statt, bei der der jeweilige Einzelfall zu beurteilen ist“, heißt es in dem Papier. Das gilt auch für die Frage, ob die etablierten Mobilfunkkonzerne ihre Versorgungsauflagen für schnelles LTE eingehalten und Verzögerungen selbst zu vertreten haben.
Bei der geforderten Bevölkerungsabdeckung – schnelles mobiles Internet für wenigstens 98 Prozent der Haushalte in jedem Bundesland – sehen sich alle drei Netzbetreiber auf der sicheren Seite. Allerdings hat keiner von ihnen die Auflage zur Beseitigung von weißen Flecken, also Gebieten ohne jeden Handy-Empfang, fristgerecht erfüllt. Bis März soll die Prüfung abgeschlossen und über mögliche Bußgelder entschieden sein.
Dass 1&1 ungeschoren davon kommt, halten Beobachter für ausgeschlossen. Gegenüber der Netzagentur hat das Unternehmen nun angekündigt, die Versorgungsauflage bis September 2023 zu erfüllen. Der Vertrag mit Vantage sei nachverhandelt worden, außerdem habe 1&1 einen weiteren Partner mit der Standortakquisition beauftragt. Nach Angaben einer Sprecherin sind aktuell 235 Standorte im Bau.
Schon in den kommenden Wochen würden auf 50 Funkmasten die Antennen aufgesetzt. Mit der bisherigen Technik kann 1&1 an einigen wenigen Orten nur eine W-LAN-Versorgung bereitstellen. „Im nächsten Schritt erweitern wir im Sommer planmäßig unsere Produktpalette um Tarife für Smartphones“, sagte die Sprecherin. Weil die eigenen Antennen bei weitem nicht reichen werden, will 1&1 auf nationales Roaming im Netz von Telefónica zurückgreifen. So könne man Kunden sofort flächendeckenden Empfang bieten.