
Der Preis glücklicher Schweine
Von FELIX SCHWARZ (Text) und SASKIA STÖHR (Fotos)10. Februar 2023 · Cem Özdemir will eine Kennzeichnungspflicht für Mastschweine einführen. Die Landwirte Sven und Horst Mares sind offen dafür. Doch Tierschutz kostet Geld – das sie nicht haben.
Als Horst und Sven Mares, Vater und Sohn, in ihrem Sauenstall im hessischen Soislieden stehen, wissen sie aus jahrelanger Erfahrung, was unmittelbar bevorsteht: Eine Muttersau atmet schneller, schlägt mit dem Schwanz und zieht die Hinterbeine an. Ihre Wehen setzen ein. Der Wurf von durchschnittlich dreizehn Ferkeln dauert in der Regel zwischen zwei und sechs Stunden. Doch dieses Mal geht es sehr schnell. Die fast fünf Jahre alte Muttersau mit der Nummer 3955, die schon neun Würfe hinter sich gebracht hat, presst und grunzt bis zur Erschöpfung. Ihr Schnaufen übertönt das Quieken der schon geworfenen Ferkel. Und flutsch. Es ist ein Weibchen.
Das Ferkel, gehüllt in eine Art glibberige Schutzfolie, taumelt hin und her und sucht die Zitzen, um von der lebensnotwendigen Muttermilch zu trinken. Misslingt das dem Ferkel, droht im schlimmsten Fall der Tod. Es wirkt völlig orientierungslos, Sven Mares packt es und legt es direkt an eine Zitze – gut gegangen. Seit mehr als 200 Jahren befindet sich der Betrieb von Sven und Horst Mares in Familienbesitz. In den Ställen leben derzeit etwa 180 Muttersauen, 750 Ferkel und 1350 Mastschweine. Es steckt also viel Erfahrung im Betrieb – doch die Herausforderungen sind immer wieder neu. Aktuell ist es der Tierschutz, der Horst und Sven Mares Sorgen bereitet. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) will Verbraucher mit einer neuen Haltungskennzeichnung dazu bewegen, mehr Bio-Schweinefleisch zu kaufen.
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo
