https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/kritik-an-bio-anbauverband-entruestung-ueber-demeter-17130682.html

Kritik an Bio-Anbauverband : Entrüstung über Demeter

Einige Verbraucher riefen in den sozialen Netzwerken zum Boykott der Demeter-Produkte auf. Bild: ZB

Demeter sorgt mit einem Artikel in seiner Kundenzeitschrift für Aufregung. Kritiker in den sozialen Medien werfen dem Anbauverband eine Nähe zu Verschwörungstheoretikern und „Querdenker“-Demonstranten vor. Demeter weist die Vorwürfe zurück.

          2 Min.

          Der Bioverband Demeter zieht mit einem Artikel auf seiner Website Kritik in den sozialen Medien auf sich. Der Beitrag mit dem Titel „Wenn wir uns trauen zu vertrauen“ erschien zunächst in der Dezember-Ausgabe der Demeter-Kundenzeitschrift. Der Text wurde in der Rubrik „Stell dir vor“ veröffentlicht. „Bei ,Stell dir vor‘ träumen wir von einem Alltag in einer Welt, die sich besser anfühlt“, heißt es auf der Verbandswebsite.

          Stefanie Diemand
          Redakteurin in der Wirtschaft.

          Kritiker in den sozialen Medien werfen dem Anbauverband eine Nähe zu Verschwörungstheoretikern und „Querdenker“-Demonstranten vor. Denn der Beitrag beschreibt eine Utopie, in der das „Zeitalter zerstörerischer Geisteseliten“ überwunden wurde. Im neuen Zeitalter lebten die Menschen „ohne Maße und ohne Gewichte, ohne Definitionen und Patente, ohne Forschung und ohne Meilensteine“. Besonders kritisiert wird Demeter für eine Textpassage: Dort werden Demonstrationen aus dem Jahr 2020 erwähnt, die zur „Rettung unseres Planeten“ geführt hätten. Kritiker sehen hier einen Zusammenhang mit den sogenannten Querdenker-Demonstrationen. Seit dem vergangenen Jahr finden in ganz Deutschland Proteste gegen die Corona-Maßnahmen statt.Einige Verbraucher riefen in den sozialen Medien zum Boykott der Demeter-Produkte auf. „Damit habt ihr euch für mich leider unkaufbar gemacht“, schreibt zum Beispiel ein Nutzer auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

          Utopie statt Agenda?

          Der Text wurde von der Website entfernt, ist in der digitalen Version der Kundenzeitschrift jedoch weiterhin aufrufbar. Der Anbauverband reagierte mit einem Statement auf die Kritik: Der Artikel beschreibe keine Zukunftsvision, sondern solle lediglich Denkanstöße geben. Aufgrund der Corona-Krise könne der Beitrag „falsch verstanden werden“. Daher habe der Verband sich dazu entschlossen den Artikel von der Website zu entfernen. Demeter strebe keine Gesellschaft ohne Forschung und Wissenschaft an. Auch distanziere sich der Verband „deutlich von der Querdenken-Bewegung und Verschwörungstheorien zu Covid-19“.

          Auf Anfrage der F.A.Z. erklärte der Verband, dass es im Text nicht um eine politische Agenda, sondern eben nur um eine Utopie gehe. „Der Witz der Geschichte ist also genau nicht, die nächsten politischen Schritte auszurollen, sondern eine totale Gegenalternative, einen Nicht-Ort zu entwerfen, zu dem sich die Leserin, der Leser dann positionieren kann“, heißt es weiter. „Auch in Ablehnung, natürlich, dies ist gewollt.“ Die „spielerische, oft ironische Reihe“ solle die Leser zum Nachdenken anregen. Demeter bedauere jedoch, „dass der Witz der Geschichte auf Twitter nicht recht ankam“ und möchte die daraus entstanden Vorwürfe zurückweisen.

          Bei vielen Nutzern in den Sozialen Medien kam das Statement jedoch nicht gut an. Auch wurde der Verband schon öfter kritisiert. Demeter richtet sich nach den Lehren von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie. Diese werden von Kritikern als esoterisch und antiwissenschaftlich bezeichnet. Im Jahr 2018 erhielt Demeter den Negativpreis „Das goldene Brett vorm Kopf“. Der Preis zeichnet den „größten antiwissenschaftlichen Unfug“ aus. Demeter fördere „ein vorwissenschaftlich-magisches Weltbild“, so die Begründung der Jury.

          Demeter ist der älteste Bio-Anbauverband in Deutschland. Die Richtlinien gelten als streng, da sie über den EU-Mindeststandards für Bioprodukte liegen.

          Weitere Themen

          Und jetzt kommt Weselsky

          Chef der Lokführergewerkschaft : Und jetzt kommt Weselsky

          Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Eisenbahnergewerkschaft EVG verlaufen ungewohnt chaotisch. Jetzt tritt auch noch der Konkurrent von den Lokführern auf den Plan. Bahnkunden drohen schwere Zeiten.

          Topmeldungen

          Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky (Mitte), mit seinen Mitarbeitern auf dem Weg zum Hessischen Landesarbeitsgericht 2021

          Chef der Lokführergewerkschaft : Und jetzt kommt Weselsky

          Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Eisenbahnergewerkschaft EVG verlaufen ungewohnt chaotisch. Jetzt tritt auch noch der Konkurrent von den Lokführern auf den Plan. Bahnkunden drohen schwere Zeiten.
          So weit der Akku trägt: Elektroautos verlieren bei Minusgraden mindestens 20 Prozent der Reichweite

          Wärmepumpe für Elektroautos : Die 20-Prozent-Hürde

          Elektroautos verlieren bei kalten Temperaturen bis zu 45 Prozent ihrer Reichweite. Mit einer Wärmepumpe will Zulieferer Mahle nun Abhilfe schaffen.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.