
Kommentar zu Bahn-Fahrpreisen : Schlecht und teuer
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Ein Fahrkartenautomat steht im Hauptbahnhof von Wittenberg, im Hintergrund zwei Regionalbahnen. Bild: dpa
Die Fahrpreiserhöhung der Bahn kommt zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Vor allem, da sie ausgerechnet ihre treuesten Kunden am stärksten zur Kasse bittet. Das könnte Folgen haben.
Es gab schon Jahre, da hat die Deutsche Bahn einfach auf ihr alljährliches Ritual verzichtet – darauf, wie immer zum Winterfahrplan, die Preise anzuheben. Es waren Jahre, in denen der Konzern unter starkem Druck der Fernbuskonkurrenz stand, unter Kundenschwund litt und unter starkem Rechtfertigungsdruck: Kann man die Tickets teurer machen, wenn die Qualität sinkt?
Nein, das kann man eigentlich nicht. Aber dieses Argument scheint von gestern. Heute wird wieder munter an der Preisschraube gedreht. Im Durchschnitt zwar „nur“ um 0,9 Prozent und damit deutlich unter der Inflationsrate, wie der Konzern betont. Doch besonders heftig zur Kasse bittet er ausgerechnet seine treuesten Kunden: Auf Besitzer von Streckenzeitkarten und der Bahncard 100 kommt eine Preiserhöhung von 2,9 Prozent zu.
Dieser Satz liegt deutlich über der Inflation. Und die Tarifrunde kommt ausgerechnet zu einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Bahn wächst. Die Züge sind so unpünktlich wie selten, und im kommenden Jahr müssen Passagiere angesichts umfangreicher Bauarbeiten mit zusätzlich fahrplanmäßigen Verspätungen rechnen.
Gut möglich, dass viele Kunden alleine schon deswegen auf Auto oder Flugzeug umsteigen. Die Bahn sollte aufpassen, dass sie am Ende nicht trotz höherer Preise weniger Geld in der Kasse hat.
