Geschäft mit Panzern : Deutsche Rüstungsfirmen profitieren von Ukraine-Krise
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Ein Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 Bild: dpa
Die polnische Armee hat Interesse an Leopard-Panzern, Litauen an Panzerhaubitzen aus deutscher Produktion: Die internationalen Krisen lassen die Nachfrage nach westlichem Kriegsgerät steigen.
Von der Zunahme an internationalen Krisenregionen können deutsche Rüstungshersteller profitieren. „Vor allem in Osteuropa und in einigen Nato-Staaten registrieren wir konkretes Interesse am Kauf von Rüstungsgütern oder der Modernisierung von Kriegsgerät“, sagt Frank Haun, der Chef des Rüstungsherstellers Krauss-Maffei Wegmann (KMW).
Details oder Zahlen zu möglichen Aufträgen aus diesen Regionen nannte er nicht. Rüstungsexperten gehen jedoch davon aus, dass die Nachfrage von den Armeen in der Ukraine, Litauen oder Kroatien nach westlichem Kriegsgerät steigen wird. So prüft angeblich auch die polnische Armee zur Zeit, ihre 130 Kampfpanzer vom Typ Leopard zu modernisieren. Dagegen sind die Rüstungseinkäufer in Litauen vor allem an Panzerhaubitzen aus deutscher Produktion interessiert.
In beiden Fällen würde KMW sowie der deutsche Rivale Rheinmetall von Neugeschäft profitieren. KMW hatte vor wenigen Wochen seine geplante Fusion mit dem französischen Konzern Nexter vertraglich besiegelt. Am Montag gab das Bundeskartellamt seine Zustimmung zu diesem Vorhaben. Es gebe auch nach der Fusion eine hinreichend große Anzahl von Wettbewerbern aus dem In- und Ausland mit vergleichbaren Angeboten, teilte die Behörde am Montag in Bonn mit.
Fusion von KMW und Nexter
Durch den Zusammenschluss wollen KMW und Nexter zu einem führenden europäischen Rüstungsanbieter mit gut 6000 Beschäftigten und rund zwei Milliarden Umsatz aufrücken. Angesichts schrumpfender nationaler Rüstungsbudgets wollen die beiden Firmen damit ihre Position im globalen Wettbewerb verbessern. Ihre grundsätzlichen Pläne für die Rüstungsfusion hatten die beiden Firmen bereits 2014 angekündigt; Ende Juli wurden schließlich in Paris die Unterschriften unter die Fusions-Verträge gesetzt. KMW baut unter anderem den Kampfpanzer Leopard, Nexter den Leclerc.
Treibende Kraft der deutsch-französischen Panzerschmiede ist KMW-Chef Haun. Der 56 Jahre alte Manager steht seit 2006 an der Spitze von KMW und ist jetzt mit Hochdruck dabei, Europas größten Hersteller von Kampfpanzern und Artillerie zu formen.
Unter dem Dach einer neuen Holdinggesellschaft, die von den Niederlanden aus gesteuert wird, führen KMW und Nexter ihre Geschäfte zusammen. Im Zuge der Transaktion entsteht ein neuer Verbund, mit 6000 Mitarbeitern, die rund 2 Milliarden Euro im Jahr erlösen.
Für Haun, der seit mehr als zwei Jahren an dem Vorhaben arbeitet, geht damit eine unternehmerische Vision in Erfüllung. Schließlich stellt die Transaktion eine industriepolitische Zäsur in der bislang von nationaler Kleinstaaterei geprägten Rüstungspolitik dar. „Wenn der Impuls der Politik ausbleibt, unser Geschäft zu internationalisieren und so endlich für eine Harmonisierung von Standards und Normen zu sorgen, muss die Industrie den ersten Schritt machen“, bringt Haun das Dilemma der Branche auf den Punkt. Nimmt das Bündnis mit Nexter wie geplant 2016 seine Arbeit auf, ist auf mittlere Sicht sogar vorstellbar, dass sich weitere Panzerhersteller aus Italien oder Großbritannien dem Duo anschließen. Auch dem deutschen Rivalen Rheinmetall, der mit KMW über diverse Projekte wie den Bau des Radpanzers Boxer oder des Schützenpanzers Puma verbunden ist, steht der Zutritt offen, sagt Haun.
Der KMW-Chef, der die neue Panzerschmiede wohl vorerst gemeinsam mit Nexter-Chef Philippe Burtin bis Ende 2016 führen wird, nennt Airbus als das große Vorbild. Der deutsch-französische Hersteller von Kampfjets und elektronischen Systemen war bislang der einzige paneuropäische Rüstungschampion. Ebenso wie vor Jahrzehnten der französische Luftfahrtkonzern Aerospatiale und die Deutsche Aerospace fusionierten und den heutigen Airbus-Konzern formten, wollen auch KMW und Nexter ihre Kräfte in Einkauf, Vertrieb sowie Forschung und Entwicklung bündeln, um so effizient zu arbeiten.