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Intel-Chef in Davos : Der Magdeburger Acker ist Europas Chip-Hoffnung

Pat Gelsinger in Davos Bild: Bloomberg

Der Westen muss von Asien lernen, und zwar schnell. Auf dem Weltwirtschaftsforum erklärt der Intel-Chef Pat Gelsinger warum. Von Spekulationen über ein Ende der Globalisierung hält er indes nichts.

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          Pat Gelsinger hat eine klare Botschaft zum Weltwirtschaftsforum in Davos mitgebracht: „Die Welt braucht geopolitisch ausbalancierte und widerstandsfähige Lieferketten.“ Der Vorstandschef des amerikanischen Halbleiterherstellers Intel hält es für ein Gebot der Stunde, dass die westlichen Länder in die Lage versetzt werden, ihre Versorgung mit zentralen Elementen für ihre modernen Volkswirtschaften wieder selbst zu sichern. Das gelte vor allem für seine eigene Industrie: die Chipbranche.

          Sven Astheimer
          Verantwortlicher Redakteur für die Unternehmensberichterstattung.

          Die momentan enormen Probleme in den Lieferketten seien vor allem eine Folge der Corona-Krise, der damit einhergehenden Unsicherheiten in den Märkten und der massiven Verwerfungen in den Weltwirtschaften. So sei vielen Unternehmen die Abhängigkeit von Chips aus Asien schmerzhaft vor Augen geführt worden. Bis heute können aufgrund mangelnder Halbleiter alle großen Autohersteller wie Volkswagen , Ford oder auch Toyota viel weniger Fahrzeuge bauen und ausliefern, als bei ihnen bestellt seien.

          So warten Kunden monatelang auf ein neues Auto. Die damit einhergehenden entgangenen Umsätze der Autohersteller belaufen sich mittlerweile auf Hunderte Milliarden Euro. Das bringt auch die Chipbranche unter Druck. Sie versucht mit Rekordinvestitionen von 180 Milliarden Euro allein in diesem Jahr zumindest mittelfristig das Problem abzufedern.

          Ende der Chip-Krise kaum in Sicht

          In den vergangenen 30 Jahren ist nach den Worten Gelsingers das verarbeitende Gewerbe in aller Welt auf „just in time“ konzentriert gewesen, also auf die über den gesamten Globus verteilte kostengünstigste Herstellung und Lieferung von Vorprodukten mit möglichst geringen Lagerzeiten. Das müsse sich wieder ändern. Denn, das habe die jüngste Krise gezeigt, es mache Lieferketten in Zeiten knapper Ressourcen oder von Produktionsausfällen nicht sehr robust. Daher sei zukünftig „just in case“ angesagt. Also frei übersetzt: Es brauche ein System, das in schwierigen Zeiten stabil funktioniert – auch wenn das etwas teurer sei. Diese Umstellung aber brauche Zeit.

          Ein Ende der aktuellen Chipkrise zeichnet sich aus Gelsingers Sicht daher nur langsam ab. Er rechne entgegen früherer Schätzungen erst 2024 mit einer Entspannung. Von Spekulationen über eine Ende der Globalisierung angesichts der Isolierung Russlands wegen des Ukrainekrieges oder der Abschottungspolitik Chinas hält er wenig. Das Gegenteil werde der Fall sein: Die Welt werde sich weiter vernetzen und enger zusammenrücken. „Nur: Wir sind in einigen Bereichen zu abhängig geworden von Asien“, sagt er weiter. Und seine Branche gehöre definitiv dazu. So kämen heute rund 80 Prozent der Halbleiter von einer Handvoll von Herstellern aus Asien. So hat die koreanische Samsung -Gruppe im vergangenen Jahr Intel gerade vom Branchenthron als umsatzstärkster Halbleiterhersteller der Welt gestoßen. Der taiwanische Auftragsfertiger TSMC hat die leistungsfähigeren Chips und die moderneren Produktionsprozesse. Gelsinger will das wieder ändern.

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