Wo der Tourismus ein Krisengewinner ist
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Starke Nachfrage: Touristen in einem Badegebiet am Plattensee Bild: Huber
Im Zuge der Pandemie zieht es immer mehr Menschen an die Ufer des Plattensees. Wegen der Schwäche der Nationalwährung Forint ist es für Ausländer derzeit besonders günstig.
Grillenzirpen und bunte Eisbecher treten zu dieser Zeit verstärkt in Konkurrenz zu Langosch und Mückenstichen. An den Stränden des Balaton setzt dieser Tage wieder reges Ferientreiben ein. Auch im Club Tihany herrscht inzwischen Hochsaison. „Wir erwarten einen Auslastungsgrad wie vor Beginn der Corona-Pandemie“, erzählt Direktor Károly Tamás im Gespräch mit der F.A.Z. Vor drei Jahren gab es 120 000 Übernachtungen. In diesem Jahr rechnet er mit 130 000. Die Anlage erstreckt sich auf rund 13 Hektar und wurde noch zu kommunistischen Zeiten vor rund vier Jahrzehnten gebaut. Mit den Bungalows kommt der Club auf eine Kapazität von 1500 Betten. An vielen Stellen ziert Lavendel die Anlage, wie etliche andere Teile der vulkanischen Halbinsel, die wegen der zahlreichen Zierpflanzen-Plantagen und der daraus gewonnenen Produkte auch als Provence Ungarns bezeichnet wird.
Während vor dem Fall des Eisernen Vorhangs viele Gäste aus Deutschland anreisten, sind es jetzt vor allem Ungarn. Viele Gäste kommen mit ihren Kindern. Die Schwäche ihrer Nationalwährung Forint verteuert für sie Urlaube im Euroraum. Inzwischen kostet ein Euro mehr als 400 Forint und damit deutlich mehr als noch vor drei Jahren. „Wir profitieren von diesem Wechselkurs.“ Denn für Erholungssuchende aus Deutschland und Österreich wird es damit vergleichsweise günstig. Eine Familie mit zwei Kindern kann in dem Viersternehaus für rund 1000 Euro eine Woche Halbpension verbringen. Das ist deutlich weniger als an vielen Mittelmeerküsten. Zwar ist der Plattensee nicht die Adria. Aber der weitaus größte Süßwassersee in Mitteleuropa lockt nicht nur mit Wassersport. Die Region hat sich auch dank EU-Geldern deutlich entwickelt als magyarische Erholungsoase für Radbegeisterte, Golfspieler und Ornithologen. Den Angriffskrieg Russlands in der benachbarten Ukraine spüren viele Tourismusabhängige in dieser Gegend indirekt. Russen und Ukrainer haben den Balaton in den vergangenen Jahren kaum beachtet.
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