Autohersteller : Hyundai pokert mit der Brennstoffzelle
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Glaubt an die Brennstoffzelle: Kim Sae-hoon Bild: Patrick Welter
Die Tage des Dieselantriebs sind gezählt. Und was kommt danach? Der größte koreanische Automobilkonzern Hyundai Motor hat große Pläne mit dem Wasserstoffantrieb.
Vor lauter Baustellenlärm ist an der Wasserstofftankstelle die eigene Stimme kaum zu hören. Hyundai Motor baut sein Forschungszentrum für Umwelttechnik aus. Das neue Gebäude werde noch einmal so groß wie die bisherigen Räumlichkeiten, sagt Kim Sae-hoon. Kim ist Direktor der Brennstoffzellengruppe in der Forschungsabteilung. Wie viele neue Mitarbeiter in dem Neubau beschäftigt werden, lässt er offen. Bislang arbeiten in der ökologischen Entwicklungsabteilung in Yongin, einige Kilometer südlich von Seoul, etwas mehr als 200 Techniker an Antrieben der Zukunft wie dem Wasserstoffantrieb.
Im Vergleich zu den etwa 13.000 Ingenieuren, die der größte koreanische Autohersteller in Forschung und Entwicklung beschäftigt, sind 200 Forscher wenig. Doch die Hyundai Motor Group hat große Pläne mit der Wasserstofftechnik. „Wenn Korea das Ziel einhalten will, bis 2030 den Ausstoß von Kohlendioxid um 37 Prozent zu verringern, wird man am Wasserstoff nicht vorbeikommen“, sagt Kim im Gespräch mit der F.A.Z. Allein durch Energieeinsparungen und den Ausbau erneuerbarer Energien werde sich das Ziel kaum erreichen lassen. Den Anteil von echter erneuerbarer Energie in Südkorea aus Windkraft oder Solarenergie beziffert Kim derzeit mit weniger als 1 Prozent.
Optische Inspiration kommt von Toyota
Hyundai Motor beschäftigt sich schon lange mit dem Wasserstoffantrieb. Der größte koreanische Autoproduzent nimmt für sich in Anspruch, 2013 das erste Auto mit Brennstoffzellentechnik in Serienproduktion auf den Markt gebracht zu haben. Serienproduktion mag treffend die Art der Fertigung beschreiben, klingt aber ein wenig übertrieben. Die Produktion sei von Beginn an auf 1000 Fahrzeuge angelegt gewesen, sagt Kim.
An die 1000 Stück des sportlichen Nutzfahrzeugs, das in Europa unter dem Namen ix35 Fuel Cell läuft, hat Hyundai in 18 Ländern auch verkauft oder vermietet, vorwiegend an Regierungen oder staatliche Einrichtungen im Ausland. Zum Vergleich: Toyota Motor, der japanische Marktführer, hat seit Dezember 2014 rund 4300 Stück des Brennstoffzellenautos Mirai verkauft. Der Dritte im Bunde der Wasserstoffkünstler, Honda Motor, hat von seinem Clarity Fuel Cell bislang mehr als 600 verleast.
Im Januar wird Hyundai auf der Consumer Electronics Show in Amerika das Nachfolgemodell seines Brennstoffzellenfahrzeugs vorstellen. Der Name ist noch geheim. Vor dem Forschungszentrum in Yongin steht ein Vorserienmodell zum Anschauen, nicht zum Probefahren. Nach dem konventionell geschnittenen Vorgänger legt Hyundai ein aggressiveres Design mit schmalen Scheinwerfern hin. Das Unternehmen hat sich vom ungewöhnlichen Aussehen des Toyota Mirai anstecken lassen. Wichtiger sind die inneren Werte. In der neuen Generation bilden Brennstoffzelle und Elektroantrieb eine Einheit. Rund 15 Prozent kleiner als im Vorgängermodell ist der Antrieb, im Motorraum ist deutlich mehr Luft als beim Vorgänger. Auch der Kofferraum hat gewonnen, weil Hyundai nun drei mittelgroße Wasserstofftanks einbaut und nicht wie zuvor einen großen und einen kleinen Tank. Die Haltbarkeit der Brennstoffzelle im neuen Modell entspreche der üblichen Fahrleistung eines gewöhnlichen Autos, sagt Kim. Damit sei eines der Probleme des Vorgängers überwunden.
Das neue Wasserstoffauto hat eine Reichweite von 800 Kilometern nach europäischem Standard, 26 Prozent mehr als der Vorgänger, und schlägt damit den Toyota Mirai deutlich. Die Energieeffizienz wurde von 55 auf 60 Prozent gesteigert, die maximale Motorleistung um 20 Prozent auf 163 PS. Über den Preis schweigt Hyundai sich noch aus. Das Auto sei günstiger als der Vorgänger, der rund das Doppelte eines vergleichbaren Benziners kostete. Auch zum Verkaufsziel für das in Ulsan gebaute Fahrzeug will Hyundai sich noch nicht äußern.