HSH Nordbank : „Ich war einfach zu naiv“
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„In den vergangenen zwei Jahren durch ein Stahlbad gegangen”: Nonnenmacher war Vorstandsvorsitzender der HSH Nordbank Bild: REUTERS
Der umstrittene ehemalige Chef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, musste Ende März seinen Posten aufgeben. Erstmals äußert er sich nun im F.A.Z.-Gespräch zu der Sanierung der Bank, zu dem Einfluss der Politik und zu seiner Zukunft.
Herr Nonnenmacher, sind Sie traurig oder froh, nicht mehr Chef der HSH Nordbank zu sein?
Die Bank steht wieder auf gesunden Beinen und schreibt schwarze Zahlen, sogar ein Jahr früher als geplant. Ganz nebenbei haben wir Hamburg und Schleswig-Holstein in den vergangenen zwei Jahren auch noch 800 Millionen Euro überwiesen. Das ist doch nicht schlecht. Die HSH ist jetzt wieder ein normales Kreditinstitut. Damit ist mein Auftrag erledigt. Wahrscheinlich hätten wir das ohne die unqualifizierte Begleitmusik und das Störfeuer von außen noch schneller geschafft.
Das Störfeuer resultierte aus den zahllosen Skandalen, die es unter Ihrer Ägide gegeben hat. Was war Ihr größter Fehler?
Langsam, langsam! Was ein wirklicher Skandal ist und was politisch oder medial dazu gemacht wurde, ist ein großer Unterschied. Ich gebe aber zu: Was politische Prozesse angeht, war ich einfach zu naiv.
Sie fühlen sich also als Opfer der Politik?
In dieser Kategorie denke ich nicht. Rational ist mir allerdings schleierhaft, wie verantwortliche Politiker – viele, die lange vor meiner Zeit die Bank begleitet haben – mit dem größten Vermögenswert ihres Landes so umgehen konnten. Die Lust an der Apokalypse der selbsternannten Propheten lässt sich in den Archiven ja noch nachlesen: Da hieß es zum Beispiel, die Bank werde binnen weniger Monate weitere Milliarden Euro benötigen und die Länder in den Abgrund reißen. Das war alles Unsinn. Kein Unternehmer hätte gerade in schwierigen Zeiten öffentlich so unqualifiziert auf seiner Firma herumgeprügelt und sie damit beschädigt. Aber natürlich lenkt dies von eigenen Versäumnissen ab. Frau Simonis hat es als einzige Politikerin selbstkritisch auf den Punkt gebracht: „Wir waren besoffen vom Erfolg.“ Ich möchte aber auch betonen, dass wir insbesondere beim Schnüren des Restrukturierungspakets von einzelnen Politikern professionell begleitet wurden. Denn ohne die gewährte Unterstützung hätte die Bank nicht überlebt.
Sie selbst haben also keine Fehler gemacht?
Jeder Mensch macht Fehler, erst recht, wenn er viele Bälle auf einmal in der Luft halten muss. Ich darf aber mal daran erinnern: Als ich hier Ende 2008 das Ruder übernommen habe, stand die Bank auf der Klippe, wir blickten in den Abgrund. In der heißen Phase war ich gleichzeitig Vorstandschef, Finanzvorstand, Risikovorstand und Chief Operating Officer.
Die hohe Arbeitsbelastung erklärt aber nicht, warum viele Ihr Auftreten als arrogant empfanden.
Ende 2008 hat die Bank 3 Milliarden Euro Verlust verbucht, und das weitere Überleben war völlig unklar. Wenn Sie zu diesem Zeitpunkt Vorstandsvorsitzender werden, ist es nicht Ihre vorrangige Aufgabe, Sympathieträger zu sein, sondern schnell ein Sanierungskonzept zu erarbeiten und konsequent umzusetzen. Es waren harte Schnitte erforderlich. Natürlich gewinnt man dabei nicht nur Freunde.
Nicht nur das, Ihre Analysen waren zuweilen auch falsch. Noch im August vergangenen Jahres zeigten Sie sich davon überzeugt, dass es inhaltlich und formal richtig war, Ihren Vorstandskollegen Frank Roth abberufen zu haben. Wenige Monate später entschuldigte sich die Bank bei Roth und zahlte ihm 4,8 Millionen Euro Abfindung und Schadensersatz.
Ich stehe zu meinen damaligen Aussagen, da sie auf den Unterlagen basierten, die der Bank vorlagen.
Der HSH-Aufsichtsratsvorsitzende Hilmar Kopper hat die Sicherheitsfirma Prevent als „Spinne“ bezeichnet und damit als möglichen Drahtzieher konstruierter Verdachtsfälle benannt. Haben Sie zu lange auf Prevent vertraut?
Prevent war viele Jahre vor mir für die HSH tätig, das war keine Erfindung von mir. Zum damaligen Zeitpunkt hatte das Unternehmen Prevent einen guten Ruf in der Branche und arbeitete für viele internationale Konzerne. Wir hatten zweifelsfrei einen großen Bedarf an Sicherheitsdienstleistungen. Unaufhörlich sickerten vertrauliche Informationen nach draußen. Wir waren rechtlich verpflichtet, dem konsequent nachzugehen. Da wir keine internen Kapazitäten hatten, mussten wir hierzu mit Externen zusammenarbeiten.