Hochtief : Hände weg!
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Die Mitarbeiter fürchten eine Zerschlagung Bild: dpa
Nach SPD-Chef Sigmar Gabriel hat jetzt auch Angela Merkel ihre Symphatie mit den Hochtief-Mitarbeitern im Übernahmekampf mit ACS bekundet. Die Einmischung ist ein ordnungspolitischer Sündenfall. An den Fakten führt kein Weg vorbei: Die Spanier richten sich nach Recht und Gesetz. Carsten Knop kommentiert.
Selbstverständlich ist Hochtief ein wichtiges Unternehmen der deutschen Bauindustrie. Und trotzdem haben deutsche Politiker in der Auseinandersetzung um die Übernahme von Hochtief durch seinen spanischen Großaktionär und Wettbewerber ACS nichts verloren. Bundeskanzlerin Merkel war schlecht beraten, sich nun doch in diesen für Hochtief längst verlorenen Kampf einzumischen – nur einen Tag nachdem der SPD-Vorsitzende Gabriel in der Konzernzentrale in Retterpose aufgetreten war. So darf man der Kanzlerin vorwerfen, sie lasse sich von der SPD vor sich her treiben und habe aus dem Fall Opel, wo die Dinge ähnlich lagen, nichts gelernt.
Anders als bei Opel geht es für Hochtief zwar nicht um staatliches Geld. Ein ordnungspolitischer Sündenfall ist die Einmischung aber doch. Denn bei aller Sympathie für die Hochtief-Mitarbeiter führt an den Fakten kein Weg vorbei: Die Spanier richten sich nach deutschem Recht und Gesetz.
Ihr Vorgehen ist nicht nur legal, sondern auch legitim. Sie haben in der Vergangenheit für viel Geld einen Anteil von knapp 30 Prozent an Hochtief gekauft und wollen jetzt mehr. Dazu werden sie den übrigen Aktionären jedenfalls indirekt wiederum Geld bieten. Die Annahme des Aktientausch-Angebots ist freiwillig.
Auch danach wird kein Aktionär gezwungen, seine Papiere zu verkaufen. Auf einen Paketzuschlag gibt es keinen Rechtsanspruch. Sollte es ACS in den nächsten Jahren aber gelingen, die Mehrheit zu übernehmen, liegt es in ihrem unternehmerischen Ermessen, mit dem Konzern zu machen, was sie wollen. Das kann zu einer Zerschlagung führen, aber dieses Szenario ist derzeit nur ein Schreckensbild im teuren Abwehrkampf.
Nicht ausgeschlossen, dass demnächst wieder ein deutscher Konzern ein Unternehmen in Spanien kaufen möchte und dabei behindert wird. Wenn die Bundesregierung dann mahnend den Finger erheben will, darf sie sich jetzt nicht von Hochtief dazu verleiten lassen, ähnlich unfair zu sein. Die Spanier haben nicht korrekt gehandelt, als der deutsche Versorger Eon Endesa kaufen wollte. Für eine Vergeltung aber taugt Hochtief nicht. Die Beteiligung von ACS war bekannt.
Das Management von Hochtief hat zu lange zu sorglos agiert und den Aktienkurs vernachlässigt. Das sehen auch CDU-Bundestagsabgeordnete so, vom Wirtschaftsminister der FDP ganz zu schweigen. Sie haben recht.