Der Kaufhaus-König in der NS-Zeit
- -Aktualisiert am
Symbol des Wirtschaftswunders: Die Wabenarchitektur prägte viele Konsumtempel im Nachkriegsdeutschland. Bild: BPK
Helmut Horten schuf eine der vier großen Warenhaus-Ketten der Nachkriegszeit und galt als liberal. Doch Verdachtsmomente bleiben: Woher bekam er in jungen Jahren das Vermögen zum Aufbau seines Imperiums?
Der Entnazifizierungsausschuss des Stadtkreises Duisburg machte es sich nicht leicht. Das sechsköpfige Gremium lud zur Verhandlung am 13. April 1948 gleich neun Zeugen. Unter ihnen waren eine Ordensschwester, ein ehemaliger NSDAP-Funktionsträger und Angestellte der Helmut Horten KG in Duisburg. Sogar Paul Beck, der als Jude aus dem nationalsozialistischen Deutschland geflohen und zuvor ebenfalls im Unternehmen beschäftigt gewesen war, wurde konsultiert. Sie alle sollten aufklären, ob und wie Helmut Horten, bis 1945 erfolgreicher Unternehmer, von den Umständen des NS-Regimes, vor allem der Übernahme jüdischer Unternehmen, profitiert hatte.
Keiner von ihnen konnte außer dem Eintritt in die NSDAP im Jahr 1937 etwas Belastendes vorbringen. Mehrere Angestellte des Duisburger Unternehmens schilderten aber, dass Horten während der NS-Zeit die Machthaber offen kritisiert habe. Das Klima im Betrieb sei „stets liberal“ gewesen. Beck gab an, dass Horten ihn entgegen dem Berufsverbot weiterbeschäftigt habe. Zudem sei er für einen untergetauchten jüdischen Schneider in Berlin aufgekommen. Auch Horten selbst betonte seine vielfältigen Konflikte mit dem Regime. 1944 sei er ohne Angabe von Gründen für kurze Zeit interniert, wenig später allerdings freigelassen worden. Man habe ihn aus der Partei ausgeschlossen, bestätigten mehrere Zeugen.
Jetzt 30 Tage kostenfrei testen 2,95 € / Woche
Jetzt kostenfrei Zugang abonnieren?