HNA Group : Großaktionär der Deutschen Bank gesteht Finanzengpass ein
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Der größte Aktionär der Deutschen Bank steckt in Schwierigkeiten. Bild: EPA
Die chinesische HNA hält fast 10 Prozent am größten deutschen Geldhaus. Jetzt bekommt der Aktionär Probleme mit den europäischen Aufsichtsbehörden – mit möglicherweise dramatischen Folgen.
Der wichtigste Aktionär der Deutschen Bank, die chinesische HNA Group, hat erstmals offen eingestanden, dass sie einen Liquiditätsengpass hat. Der Verwaltungsratschef Chen Feng sagte der Nachrichtenagentur Reuters, das Liquiditätsproblem sei entstanden, weil das Unternehmen eine große Zahl von Fusionen zu bewältigen gehabt habe, das Marktumfeld schwieriger geworden sei und zudem die chinesische Wirtschaft nur noch relativ moderate Wachstumsraten erreiche. „Zinserhöhungen der Fed und eine rigidere Kreditpolitik in China haben zum Jahresende bei vielen chinesischen Unternehmen zu Liquiditätsengpässen geführt“, sagte Chen. Er sei aber überzeugt, dass das Unternehmen weiterhin die Unterstützung der Banken und anderer Finanzinstitute haben werde.

Redakteur in der Wirtschaft.

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HNA hält über den österreichischen Vermögensverwalter C-Quadrat 9,9 Prozent an der Deutschen Bank. Den Einstieg bei dem Kreditinstitut hat das undurchsichtige Firmenkonglomerat mit Sitz auf der chinesischen Tropeninsel Haina zum großen Teil über Kredite und Derivate der Schweizer Großbank UBS finanziert. 2,7 der insgesamt 3,4 Milliarden Euro sind fremdfinanziert. Schon öfter war darüber spekuliert worden, ob HNA aufgrund seiner Liquiditätsengpässe zu Notverkäufen seiner Deutsche-Bank-Aktien gezwungen sein könnte, was für den Aktienkurs der Bank voraussichtlich fatale Folgen hätte. Dass ein Großteil der Beteiligung von der UBS besichert ist, macht einen solchen Notverkauf aber unwahrscheinlicher.
Im Blick der Finanzmarktaufsicht
Jedoch ist HNA längst in das Blickfeld der Aufsichtsbehörden gerückt. Während die österreichische Finanzmarktaufsicht kurz vor Weihnachten die Übernahme von C-Quadrat genehmigte, lehnten die Aufseher in Neuseeland den Kauf von UDC Finance, einer Tochtergesellschaft der ANZ Bank, ab. Ihnen waren die Eigentümerverhältnisse bei HNA zu wenig transparent. Noch immer prüfen die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank, ob sie ein Inhaberkontrollverfahren gegen die chinesische Holding einleiten sollen. Zunächst muss dafür ein Anteil von 10 Prozent erreicht werden. Unter diesem Schwellenwert sind die Chinesen aber knapp geblieben.
Es gibt allerdings Ausnahmetatbestände: So müsste nachgewiesen werden, dass HNA auf den letzten Hauptversammlungen maßgeblichen Einfluss gehabt hat. Dafür wären mehr als 25 Prozent der dort vertretenen Stimmrechte nötig. Doch mit 9,9 Prozent hätte HNA auf dem Aktionärstreffen 2017, als die Präsenz 43 Prozent betragen hatte, nur 23 Prozent kontrolliert. Ein weiteres Kriterium wäre erfüllt: Alexander Schütz, Gründer von C-Quadrat, sitzt für die Chinesen im Aufsichtsrat der Deutschen Bank.
Hauptversammlung im Mai 2017 : Deutsche Bank will nach vorne blicken
Ältere Übernahmen werden geprüft
Sollte in dem Inhaberkontrollverfahren festgestellt werden, dass HNA als maßgeblicher Aktionär der Deutschen Bank ungeeignet sei, kann das den Stimmrechtsentzug nach sich ziehen. Derzeit prüfen verschiedene europäische Finanzaufsichtsbehörden, darunter auch die deutsche Bafin, eine schon ältere Übernahme von HNA. Im April 2016 hatten die Chinesen für 200 Millionen Pfund den britischen Zahlungsdienstleister International Currency Exchange (ICE) erworben. Doch die chinesischen Behörden haben diese Übernahme im vergangenen August auf Eis gelegt, als sie der Expansionshunger chinesischer Unternehmen im Ausland auf den Plan gerufen hat.
Die Übernahme von ICE, die auch auf deutschen Flughäfen Wechselstuben betreibt, wird von europäischen Aufsichtsbehörden geprüft, weil es sich um ein genehmigungspflichtiges Geschäft handelt. Sollten die Aufseher HNA ablehnen, kann dies ein Inhaberkontrollverfahren im Zusammenhang mit dem Deutsche-Bank-Anteil auslösen.
Kern-Investment Deutsche Bank
Sowohl die Führung von HNA als auch von C-Quadrat haben zuletzt öfter betont, dass die Deutsche Bank ein Kern-Investment der Gruppe sei, an dem man über mehrere Jahre festhalten wolle. Erst vor wenigen Wochen haben die Chinesen ein weiteres Absicherungsgeschäft mit der UBS geschlossen, das bis Dezember 2020 läuft. 80 Prozent seiner Beteiligung hat HNA nun in drei Tranchen über Derivate mit der UBS gegen allzu starke Kursverluste abgesichert: Die Kontrakte sind so konstruiert, dass die UBS der HNA einen Ausgleich zahlt, wenn der Deutsche-Bank-Kurs unter ein gewisses Niveau fällt, und im Gegenzug HNA der UBS einen Teil der Kursgewinne abtritt, wenn sich die Aktie gut entwickelt. Die Untergrenze liegt bei den drei Kontrakten zwischen 14,50 und 15 Euro, die Obergrenze zwischen 20 und 21 Euro. Aktuell liegt der Deutsche-Bank-Kurs knapp über 15 Euro.
Dass HNA Schwierigkeiten hat, seine vielen Kredite zu bedienen, hatte sich zuletzt häufiger angedeutet. Am Donnerstag wurde zum wiederholten Male der Handel mit Aktien einer Tochtergesellschaft von HNA eingestellt werden – die Bohai Capital Holding verwies auf „wesentliche Angelegenheiten“ („major matters“), welche die Muttergesellschaft demnächst verkünden wolle.