Gescheiterte Privatisierung : Bund kauft Bundesdruckerei zurück
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Ab in den Karton: 50 Euro-Scheine in der Bundesdruckerei Bild: dpa
Rund acht Jahre nach dem Verkauf an einen Privatinvestor kauft der Bund die Bundesdruckerei zurück. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Schon seit längerem hat der Bund aus Sicherheitsgründen einen Wiedereinstieg bei der Bundesdruckerei erwogen.
Acht Jahre nach ihrer Privatisierung wird die Bundesdruckerei wieder verstaatlicht. Der Bund übernimmt den Hersteller von Geldscheinen, Pässen und Ausweisen zu 100 Prozent. Grund sei die Wahrung nationaler Sicherheitsinteressen, erklärte die Bundesdruckerei am Dienstag. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt .Aus Regierungskreisen verlautete, der Bund nehme dafür kein frisches Geld in die Hand, da gestundete Forderungen von rund 300 Millionen Euro in Eigenkapital umgewandelt würden.
Eine Auktion der Bundesdruckerei, die zuletzt Treuhändern der Anwaltskanzlei Clifford Chance gehörte, war in den vergangenen Wochen gescheitert. Inländische Offerten etwa des Münchener Geldschein-Druckers Giesecke & Devrient waren dem Bund Finanzkreisen zufolge zu niedrig. Ausländische Gebote seien wiederum wegen Sicherheitsbedenken durchgefallen. „Daher lief es letztlich auf eine Komplettübernahme durch den Bund heraus“, sagte ein Insider. Allerdings hielt der Bund schon seit längerem aus Sicherheitsgründen einen Wiedereinstieg bei der Bundesdruckerei für erforderlich.
Misslungene Privatisierung
Die Bundesdruckerei gilt als Beispiel einer misslungenen Privatisierung. 2000 hatte der damalige Bundesfinanzminister Hans Eichel das Unternehmen mit Sitz in Berlin-Kreuzberg für gut eine Milliarde Euro an den Finanzinvestor Apax verkauft. Dieser bürdete dem Unternehmen wie in der Branche üblich hohe Schulden auf, führte es damit aber an den Rand der Pleite. Nach einem Einbruch im Telekommunikationsmarkt und erheblichen Belastungen bei der damaligen Tochter ORGA Kartensysteme GmbH geriet die Bundesdruckerei selbst in finanzielle Bedrängnis. 2002 stieg Apax wieder aus, seither gehört der frühere Staatsbetrieb dem Treuhänder. Mittlerweile schreibt die Firma nach eigenen Angaben mit ihren weltweit 1450 Mitarbeitern wieder schwarze Zahlen.
Vor allem das Innenministerium drängte auf eine erneute Beteiligung des Bundes an der Bundesdruckerei. Triebfeder sind vor allem Sicherheitsinteressen. Im Gespräch war zuletzt aber lediglich eine Minderheitsbeteiligung des Bundes.
Die Bundesdruckerei - als „Reichsdruckerei“ 1879 gegründet - zählt zu den weltweit führenden Anbietern von Dokumenten wie Ausweisen und Reisepässen. 2007 kam das Unternehmen nach eigenen Angaben auf 292 Millionen Euro Umsatz.