Folgen der Pandemie : Friseurkette Klier drohen Stellenabbau und Filialschließungen
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Eine Friseurin rasiert einem Kunden die Haare. Bild: Franziska Gilli
Während des Lockdowns im Frühjahr mussten die Friseure schließen. Deutschlands größte Kette Klier hat es hart getroffen. Ohne Einschnitte geht es nicht weiter.
Die Folgen der Corona-Pandemie haben Deutschlands größten Systemfriseur in arge Nöte gebracht. Weil die Läden während des Lockdowns im Frühjahr komplett schließen mussten und keinen Umsatz mehr machten, die Fixkosten für Ladenmieten und zum Teil auch für das Personal jedoch weiterliefen, hatte die Klier Hair Group GmbH aus Wolfsburg Anfang September einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt. Betroffen sind damit mehr als 9000 Mitarbeiter in rund 1300 Filialen in ganz Deutschland. An diesem Dienstag entscheidet nun das Amtsgericht Wolfsburg über die Annahme des Hauptverfahrens. Im positiven Fall kann das Unternehmen dann einen Restrukturierungsplan für seine Gläubiger erarbeiten.

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Klar ist aber: Ohne tiefere Einschnitte wird es für das Familienunternehmen nicht weitergehen. Die „Bild“-Zeitung berichtete am Montag, dass rund jeder dritte Friseursalon geschlossen und bis zu einem Fünftel der Arbeitsplätze wegfallen könnte. Eine Angabe der Quellen gab es nicht. „Wir können diese Inhalte so nicht bestätigen“, kommentierte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage der F.A.Z. die Zahlen. Sie seien allenfalls eine Rechengröße für das schlimmste Szenario, räumte er aber ein. Derzeit führe man jedoch noch viele Verhandlungen etwa mit Ladeninhabern über künftige Mieten, von denen die Sparmaßnahmen letztlich abhingen. Mit einem endgültigen Sanierungskonzept sei im Januar zu rechnen, hieß es. Darüber müssen dann die Gläubiger entscheiden.
Wachstumsmodell stößt schon länger an seine Grenze
Klier ist der mit Abstand größte Systemfrisör in Deutschland in einem ansonsten sehr kleinteiligen Markt mit rund 200000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz vor der Corona-Krise zwischen 6 und 7 Milliarden Euro. Das Geschäftsmodell war jedoch schon vor einiger Zeit an seine Grenzen geraten, wie Geschäftsführer und Erbe Michael Klier in einem Gespräch der F.A.Z. verriet. Denn das Wachstum durch neue Läden in neuen Einkaufszentren geriet ins Stocken, weil mittlerweile in Deutschland eine gewisse Sättigung mit solchen Shopping-Centern erreicht ist.
Klier war auch dafür bekannt, über den eigenen Bedarf hinaus Personal für kleinere Betriebe auszubilden. Doch die Ausbildungsbereitschaft der gesamten Branche geht im Corona-Jahr 2020 deutlich zurück. Das Friseurhandwerk berichtet mit Verweis auf aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, dass die Zahl der angebotenen Stellen um rund 14 Prozent gesunken ist.