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Geplanter Wasserturm : Exxon-Chef gegen Fracking vor der eigenen Tür

Abschlag: Rex Tillerson, der Chef von Exxon Mobile, auf seinem heimischen Golfplatz. Bild: REUTERS

Rex Tillerson, der Vorstandsvorsitzende des größten Ölkonzerns von Amerika, ist normalerweise ein glühender Verfechter des umstrittenen Frackings. Doch nun kämpft er auf der anderen Seite - weil ein Bauprojekt vor seiner eigenen Tür ansteht.

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          Exxon-Mobil ist der größte Ölkonzern in den Vereinigten Staaten und gehört zu den Verfechtern der umstrittenen Fördermethode „Fracking“. Entsprechend wenig Sympathien genießt der Konzern unter Umweltschützern, die sich in den Vereinigten Staaten den Kampf gegen das Fracking auf die Fahnen geschrieben haben. Nun aber finden die Fracking-Gegner auf einmal jemanden auf ihrer Seite, mit dem sie wohl nie gerechnet hätten: Rex Tillerson, der Vorstandsvorsitzende von Exxon-Mobil, kämpft gegen ein Projekt in Texas, das mit Fracking zu tun hat. Freilich hat sich der Exxon-Chef nicht von einem Tag auf den anderen zum Umweltaktivisten verwandelt. Der Widerstand gegen das Projekt hat vielmehr damit zu tun, dass es direkt vor seiner Haustür geplant ist – genauer gesagt, neben seiner Pferderanch.

          Roland Lindner
          Wirtschaftskorrespondent in New York.

          In dem Streit geht es um einen fast 160 Meter hohen Wasserturm, der in einem wohlhabenden Vorort von Dallas errichtet werden soll. Der Turm würde neben der 33 Hektar großen Ranch stehen, die Tillerson und seiner Frau gehört. Die Tillersons und einige ihrer Nachbarn fürchten nun, dass der Turm zu einer Versorgungsstation für Wasser wird, das beim Fracking zum Einsatz kommt. Beim Fracking wird eine Mischung aus Wasser, Sand und Chemikalien in eine Bohrstelle gepresst, um Rohstoffe aus Schiefergestein zu gewinnen. Die Technik wurde zunächst vor allem bei der Förderung von Erdgas genutzt, mittlerweile wird damit verstärkt auch Öl gewonnen. Wie das „Wall Street Journal“ schrieb, sind im seit dem Jahr 2007 im Umkreis von Tillersons Anwesen mindestens neun Fracking-Bohrstellen entstanden. Umweltschützer fürchten, dass die Chemikalien in dem Fracking-Gemisch das Grundwasser verseuchen könnten.

          Der 61 Jahre alte Tillerson und seine Nachbarn versuchen, den Wasserturm mit einer Klage zu verhindern. Sie fürchten, dass mehr Lastwagen auf den Straßen unterwegs sein werden, die sich an dem Turm mit Wasser eindecken. Dies werde für Lärmbelästigung und Verkehrsgefährdung sorgen, wie es in der Klage heißt. Der Anwalt von Tillerson sagte dem „Wall Street Journal“, seinem Mandanten gehe es vor allem um den Wertverlust seines Anwesens.

          Noch viel Opposition in Amerika

          Tillerson ist im Jahr 2001 in den Vorort von Dallas gezogen, seit 2006 ist er Exxon-Mobil-Chef. Unter seiner Führung hat der Konzern seine Erdgas-Aktivitäten und somit auch seine Fracking-Engagements erheblich ausgeweitet. 2010 kaufte er das Erdgasunternehmen XTO, das auf die Förderung sogenannter unkonventioneller Rohstoffvorkommen wie etwa in Schiefergestein spezialisiert ist.

          Unter den Gegnern des Wasserturm in Texas findet sich neben Tillerson noch ein anderer überraschender Name: So hat sich auch der frühere amerikanische Kongressabgeordnete Dick Armey von der Republikanischen Partei der Klage angeschlossen. Armey ist bisher eher als Freund der Energieindustrie denn als Kämpfer für die Umwelt aufgefallen.

          Ob nun aus persönlichen Motiven oder aus Umweltbedenken heraus: Fracking stößt in Amerika noch immer auf viel Opposition, obwohl die Fördertechnik seit einigen Jahren in vielen Bundesstaaten gang und gäbe ist. Zu den Ausnahmen gehört der Bundesstaat New York, der auf großen Erdgasvorkommen in Schiefergestein sitzt. Hier gibt es eine lautstarke Opposition, zu der auch Prominente wie zum Beispiel Yoko Ono gehören. In New York ist Fracking bislang de facto verboten, und eine seit Jahren ausstehende Entscheidung des Gouverneurs Andrew Cuomo über die Freigabe der Technik lässt weiterhin auf sich warten.

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