Genveränderte Pflanzen : Und dann schuf Gott Monsanto
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„Sie hatten vorher ja Milliarden investiert“
Thomas hatte Monsanto sehr geholfen, seine Milliarden zu verdienen. Der Konzern befürchtete anfangs, dass die Bauern das neue Saatgut einfach selbst vermehren würden und in diesem Geschäft kein Geld zu verdienen sei. Tray Thomas erfand die Verträge, die nun kritisiert werden: Monsanto verlangte fortan eine Lizenzgebühr von den Bauern. Thomas kann die Kritik, dies mache Landwirte abhängig, nicht teilen. „Beide haben gewonnen: Bauern sparen Pestizide, Monsanto erhöhte seine Rendite für Saatgut von weniger als 10 auf mehr als 50 Prozent. Sie hatten vorher ja Milliarden investiert.“
In Nebraska, wohin der deutsche Traktorenhersteller Claas Journalisten zu einer Informationsreise einlud, scheinen die politischen Debatten von Brüssel und Washington endlos weit entfernt. Jeremy Coe mästet hier Fleischrinder auf einer Farm mit Wildwest-Charme. Der Landarbeiter spricht im Südstaaten-Slang: „Unser ganzes Land riecht so wie diese Farm“. Nach Rindermist. „Es gibt keine Nachbarn, keiner regt sich auf,“ sagt Coe. „Nur einmal riefen Hindus an und sagten, wir dürften keine Kühe mästen. Sie haben es aber schnell aufgegeben.“
Das Land ist pragmatisch. Megafelder und Maissilos stehen in der Landschaft wie Starbucks-Filialen, Landwirte reden wie Manager. Es ist einfach ein Business. Und auch Wissenschaftler brauchen keine Wortgirlanden. Nahe San Francisco steht das Zentrum für Pflanzenforschung der Universität Davis. Wie üblich, wird diese teils von der Industrie finanziert. Monsanto stiftet Stipendien. Am Konferenztisch sitzt die wissenschaftliche Mannschaft, führende Forscher. Auch sie werden schnell emotional, wenn es um Gentechnik geht. Ein Protokoll:
Eduardo Blumwald, Professor für Zellbiologie: „Es wurde jetzt eine Generation mit GVO ernährt. Wie viele wurden davon krank? Nicht einer. Ihr Europäer glaubt, ihr seid schlauer. Ja, ja: die dummen Amerikaner! Ach was: Eure Chemieindustrie ist mächtig. Die will keine GVO, denn die schadet dem Geschäft.“
Alan Bennett, Professor für Pflanzenforschung: „Ihr Europäer belehrt uns immer bezüglich des Klimawandels: Amerikaner, hört endlich auf die Wissenschaft! Und wenn es um GVO geht, hört Ihr selbst nicht auf die Wissenschaft. Ich kenne keinen Wissenschaftler, der nicht für die Gentechnik wäre. Außer einem in Berkeley. Aber der ist kein Wissenschaftler.“
Warum geben sie es bitte für Kampagnen aus?
Kent Bradford, Direktor für Saatgut-Biotechnologie: „Greenpeace hat ein höheres Budget, als der amerikanische Staat für Forschung in der Pflanzengenetik ausgibt. Warum geben sie es bitte für Kampagnen aus? Warum nicht dafür, die Pflanzen zu verbessern? Die Erträge müssen steigen, sonst gibt es bald wieder mehr Hunger auf der Welt. Stattdessen zerstören die Aktivisten Felder.“
In einem Aufsatz schreibt Alan Bennett, was bald kommen werde: Pflanzen mit neuen Vitaminen, viele trockenresistente Züchtungen, genveränderte Fische.
Etwas weiter im Landesinneren von Kalifornien, nahe der Kleinstadt Yuba City mit ihren Walnuss- und Tomatenplantagen, bewirtschaftet ein Einwanderer aus den Philippinen mit einem uralten Traktor zwei Hektar. Er baut gewöhnliche Erdbeeren an und verkauft sie an der Straße. Davon ernährt er seine Frau und vier Kinder. Sie leben in einer Holzhütte. Er sagt, die steigenden Pachtpreise machten ihm zu schaffen. Er sieht glücklich aus. Sein Nachbar, ein Farmer, muss über ihn den Kopf schütteln: „So wie der wird man die Welt nicht ernähren können.“