Immobilienkonzern : Für Adler ging es ums nackte Überleben
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Markenzeichen der deutschen Adler-Tochtergesellschaft Adler Real Estate Bild: Picture Alliance
Das angeschlagene Immobilienunternehmen hat sich teuer Zeit gekauft und will sich künftig auf Mietwohnungen in Berlin konzentrieren. Die Bilanz für das laufende Geschäftsjahr darf Adler den Investoren nun später präsentieren.
Die stark unter Druck stehende Adler Group will in ruhigere Wasser steuern und sich daher künftig auf in Berlin verankerte Immobilienportfolios konzentrieren. In die Entwicklung neuer Immobilien werde das Unternehmen nur noch in ausgewählten Fällen investieren, wie der Verwaltungsratsvorsitzende Stefan Kirsten und Adlers Finanzchef Thomas Echelmeyer am Dienstag anlässlich der Veröffentlichung der Quartalszahlen ankündigten.
Aktuell betreut Adler 27.000 Wohnungen mit 60.000 Bewohnern. Um sich finanziell über Wasser zu halten, hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten zahlreiche Immobilien verkauft. So trennte es sich zuletzt von den drei Frankfurter Entwicklungsprojekten Ostend Quartier, Westend Ensemble und Eurohaus Projekt sowie vom Hamburger Projekt Neues Korallusviertel. Der Verkauf von Eurohaus Projekt wurde unterzeichnet und die anderen Transaktionen im dritten Quartal abgeschlossen. Die Erlöse summieren sich auf fast 250 Millionen Euro.
Weitere solche Deals einzufädeln dürfte allerdings immer schwieriger werden, weil sich der Immobilienmarkt abkühlt. „Es gibt im Moment keine Märkte für Transaktionen“, sagte Finanzchef Echelmeyer. Auch nach Einschätzung von Verwaltungsratschef Kirsten sind die Märkte zur Zeit ausgestorben, doch sei eine Stabilisierung zu erwarten.
Zunächst einmal muss sich die Adler-Gruppe aber selbst stabilisieren. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen mit wichtigen Gläubigern eine Finanzierung von mehr als 937 Millionen Euro vereinbart. Verwaltungsratschef Kirsten bezeichnete die schon Ende vergangener Woche verkündete Lösung als Befreiungsschlag, mit dem Adler sich Zeit gekauft habe. „In den vergangenen Wochen ging es ums nackte Überleben“, sagte Kirsten. Wichtige Anleiheinvestoren haben sich bereit erklärt, bis zum 31. Dezember 2023 auf die Veröffentlichung einer geprüften Bilanz für das Geschäftsjahr 2022 zu warten.
Eigentlich verlangen die Konditionen von Anleihen im Milliardenvolumen den von einem Wirtschaftsprüfer testierten Abschluss bis spätestens 30. April 2023. Diese Frist war aber nicht zu halten, weil die bisher zuständige Wirtschaftsprüfung KPMG nicht mehr zur Verfügung steht und Adler keinen Nachfolger finden konnte. Das Unternehmen hat daher beim Amtsgericht Berlin Charlottenburg beantragt, einen Wirtschaftsprüfer für die deutsche Tochtergesellschaft Adler Real Estate gerichtlich zu bestellen, und hofft nun, dass der neue Prüfer auch bereit sein wird, die luxemburgische Muttergesellschaft Adler Group zu prüfen.
Von den für den Auftrag in Frage kommenden größeren Anbietern scheiden zahlreiche Prüfgesellschaften wegen Interessenkonflikten oder laufenden Beratungstätigkeiten für Adler aus. Ende April wird Adler laut Kirsten daher zunächst einen ungeprüften Jahresabschluss veröffentlichen.