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Früherer Chef : VW soll Winterkorn 60.000 Euro teure Heizung für Fischteich gezahlt haben

Koi-Karpfen wie diese mögen keine drastischen Temperaturstürze. Bild: dpa

Der frühere VW-Chef Winterkorn mag Kois. Diese Fische sind langlebig, teuer - mögen Kälte nicht. Der große Autohersteller ließ sich offenbar nicht lumpen.

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          Der frühere Volkswagen-Chef Martin Winterkorn bleibt im Abgasskandal von VW weiter unter Beschuss. Nachdem die Ermittlungen des amerikanischen FBI keine Belege dafür erbracht haben, dass er von den Manipulationen der Abgaswerte von Dieselautos wusste, rückt jetzt auch sein Privatleben stärker ins Interesse der Medien.

          Carsten Germis
          Wirtschaftskorrespondent in Hamburg.

          Winterkorn, das brachte der „Spiegel“ in seiner neusten Ausgabe ans Licht, liebte Kois. Diese Fische, eine in Japan weit verbreitete Zuchtform des Karpfens, sind langlebig - und teuer. Ein Exemplar kann schon bis zu einige Tausend Euro kostet, es gibt in Zoohandlungen aber auch deutlich preiswertere Kois.

          3100 Euro Betriebsrente - pro Tag

          Allen diesen Zierfischen ist gemein: Sie mögen es nicht gern kälter als 10 Grad. Deswegen habe die Volkswagen Immobilien GmbH, von der Winterkorn als VW-Chef eine Villa, in Groß Schwülper bei Braunschweig gemietet hatte, in einen Gartenteich auch eine Heizanlage einbauen lassen, wird berichtet. Kosten: Stolze 60.000 Euro. Winterkorn wollte dort wohl seine Kois halten, die empfindlich auf Temperaturstürze reagieren.

          Martin Winterkorn trat infolge der Abgas-Affäre als Volkswagen-Chef zurück.
          Martin Winterkorn trat infolge der Abgas-Affäre als Volkswagen-Chef zurück. : Bild: dpa

          Volkswagen äußerte sich nicht zu Details des Mietvertrags von Winterkorn. „Die  Nebenleistungen wurden entsprechend dem damals gültigen Nebenleistungskatalog in Anspruch genommen und nach den geltenden steuerlichen Grundsätzen korrekt behandelt“, hieß es.

          400 Quadratmeter groß soll die Villa sein. Fünf Euro pro Quadratmeter habe der VW-Chef dort in seinen ersten Jahren als Vorstandsvorsitzender des Automobilkonzerns an Miete bezahlt, heißt es in dem Bericht weiter. Die Immobilienfirma, die zu VW gehört, und auch anderen Mitarbeitern des Unternehmens im Vergleich zu marktüblichen Preisen günstige Mieten anbietet, habe das damit begründet, dass Winterkorn nur gut die Hälfte der Fläche privat genutzt habe. Die anderen Räume der Villa hätten für die Bewirtung von Gästen des Unternehmens zur Verfügung gestanden.

          Unlängst war außerdem bekannt geworden, dass Winterkorn auch im Ruhestand von VW durchaus üppig bedacht wird. Wie die „Bild-Zeitung“ berichtet hatte, bekommt Winterkorn seit Jahresbeginn eine Betriebsrente von Volkswagen gezahlt in Höhe von 3100 Euro - am Tag. Das ergebe sich aus den Richtlinien des Konzerns. Diesen zufolge bekommt Winterkorn aufgrund seiner 35 Jahre als Mitarbeiter des Unternehmens 70 Prozent seines letzten Grundgehalts als Betriebsrente ausgezahlt. Dieses betrug 1,6 Millionen Euro im Jahr - macht darum nun 93.000 Euro Betriebsrente im Monat oder eben 3100 Euro am Tag.

          VW dementierte den Bericht nicht. Ein Sprecher äußerte dazu ganz ähnlich wie nun zur Gartenteich-Heizung: „Zu Vetragsangelegenheiten äußern wir uns grundsätzlich nicht.“ Auch Winterkorns Anwalt wollte demzufolge nichts dazu sagen.

          Ein normaler Volkswagen-Angestellter im Rang eines Werkzeugmachers bekomme im Durchschnitt etwa 700 Euro Betriebsrente pro Monat. Und dazu die gesetzliche Rente.

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