Merz-Stiftung : Friedrich Merz, der Wohltäter
- -Aktualisiert am
Friedrich Merz, Kandidat für den CDU-Parteivorsitz, hat zusammen mit seiner Frau Charlotte eine private Stiftung. Bild: Ipon
Der CDU-Politiker Friedrich Merz verdient nicht nur Millionen. Zusammen mit seiner Frau Charlotte hat er mit 381.900 Euro eine Stiftung aufgebaut. Große Sprünge sind damit allerdings nicht drin.
Hat der ewige Student und angebliche SPD-Erneuerer Kevin Kühnert je darüber Rechenschaft ablegen müssen, wann er gedenkt, einen finanziellen Beitrag in Form von Steuern zum Gemeinwesen beizutragen? Nein, das Muster ist ein anderes: Verdächtig ist erst mal nicht, wer staatliche Leistungen erhält, sondern wer sie mit Spitzengehältern finanziert – es sei denn, er oder sie ist auf Showbühnen oder Sportplätzen tätig.
32 Millionen Dollar Jahresgehalt für ausverkaufte Shows mögen im Fall der Sängerin Helene Fischer angehen, eine Million Euro als gut gebuchter Wirtschaftsanwalt sind eine andere Sache. Das hat Friedrich Merz nach der Rückkehr in die Politik schnell erfahren.
Als er seine Kandidatur für den CDU-Vorsitz erklärt hat, weigerte er sich zunächst, übers Finanzielle zu reden. Diese Position ließ sich nicht lange durchhalten.
Ein Startup aus dem Sauerland
Nun, da die Welt erfahren hat, dass er zu den Millionären zählt, er gar etwa eine Million brutto im Jahr verdient, hilft es ihm für das Urteil der Moralwächter, dass er davon etwas abgibt, womit die Wohltätigkeit des Politikers ins Spiel kommt: Die Friedrich und Charlotte Merz-Stiftung, versehen mit allen amtlichen Siegeln, wurde von dem Ehepaar im Jahr 2005 anlässlich des 50. Geburtstags des Politikers gegründet, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben und Kinder aus sozial schwachen Schichten zu fördern, wie es damals hieß.
Der Kapitalgrundstock betrug zunächst 10.000 Euro, 2016 erfolgte eine Zustiftung von 371.900 Euro, womit das Vermögen auf 381.900 Euro angewachsen ist: Keine Peanuts, aber weit entfernt von den Hilfswerken amerikanischer Superreicher à la Bill Gates, die regelrechte Wohltätigkeitskonzerne hochgezogen haben.
Friedrich Merz kann es damit nicht aufnehmen, zum Milliardär fehlt dann doch einiges. Selbst in der heimischen Wohltätigkeitsbranche spielt er in einer unteren Liga, weit weg von Namen wie der Bosch-, Bertelsmann- oder VW-Stiftung. Verglichen mit den Einrichtungen solcher Konzerne, handelt es sich um die Merz-Stiftung im Sauerland um ein Startup.
Im Vorstand wirkt das Ehepaar Merz selbst sowie zwei Lehrer, die ehrenamtlich helfen. Die einzige bezahlte Kraft ist eine Geschäftsführerin in Halbtagsstellung, Anne Plett heißt die Frau, die einst schon für den Bundestagsabgeordneten Merz gearbeitet hat und jetzt die andere Hälfte ihres Zeitbudgets dem Wahlkreisbüro des CDU-Abgeordneten Patrick Sensburg aus dem Hochsauerland widmet. „Das Ehepaar Merz wollte den Verwaltungsaufwand von Anfang an so gering wie möglich halten“, sagt Plett.
Geld für Lehrerfortbildungen und Schulbibliotheken
Ihr Gehalt in der Stiftung legt Friedrich Merz Jahr für Jahr zusätzlich aus privater Kasse obendrauf, sonst bliebe nicht allzu viel für die eigentliche wohltätige Arbeit. Das Kapital der Stiftung darf nicht angerührt werden, nur die Erträge daraus – und die fallen äußerst karg aus in tristen Nullzinszeiten. Selbst falls die Merz-Stiftung dank der finanziellen Expertise ihres Gründers drei Prozent aus ihrem Vermögen erwirtschaften würde, stünden keine 12.000 Euro für Ausgaben zur Verfügung.
Vertraut sie Bundesanleihen, ist es noch viel weniger. Aufgebessert wird der Etat durch Spenden, die Merz nebenbei eintreibt, hauptsächlich von Freunden und Bekannten. Und was passiert nun mit dem Geld? Schwerpunkt der Arbeit der Merz-Stiftung sind die Schulen in der 74.000-Einwohner-Stadt Arnsberg, von denen es um die 30 gibt.
Das besondere Augenmerk lag in diesem Jahr auf der Lehrerfortbildung, für die Schulen Zuschüsse aus dem Merz-Topf beantragen konnten. Außerdem fließt daraus Geld für Stipendien, für Schulbibliotheken sowie Buchpreise für die Jahrgangsbesten der Schulen, versehen mit einer Widmung des Ehepaars Merz, ausgesucht von den Stiftern höchstpersönlich.