Frankreich : Das fliegende Surfbrett muss am Boden bleiben
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Das Startup Flyboard droht mit dem Verlassen Frankreichs. Der Gründer hat eine Art Brett erfunden, mit dem man tatsächlich fliegen kann. Bild: Flyboard
„Der Mann, der fliegt“ darf nicht mehr abheben. Die Behörden in Frankreich haben ihm bis auf Weiteres verboten, sein „Flyboard Air“ weiter zu testen. Der Firmengründer nimmt das sehr persönlich.
Es ist einer dieser Konflikte zwischen Behörden und Unternehmensgründern, die Letztere zur Weißglut bringen, die Beamte aber mit unerschütterlicher Gleichmut vorschriftsgemäß abarbeiten. Franky Zapata nennen sie in Frankreich „den Mann, der fliegt“. Er ist ein ehemaliger Motorboot-Sportler, der früher mit Jet-Skis und ähnlichen Geräten vor den Küsten herumschoss, bis es ihn nicht mehr auf dem Wasser hielt. Er wurde Erfinder und entwickelte eine Art Brett, mit dem man richtig fliegen kann.
Wie auf einem Skateboard steht der Nutzer breitbeinig auf dem Gerät, das sich auf beachtliche Höhen erhebt. Rund 30 Meter seien das empfohlene Limit für den Prototyp, sagt eine Sprecherin des Herstellers Zapata Racing, doch eigentlich gebe es keine richtige Obergrenze. Das Flyboard Air ist mit kleinen Düsentriebwerken ausgerüstet, die dem Brett viel Schnelligkeit und Höhenpotential geben. Das entsprechende Video, auf dem Franky Zapata eine Wasserfläche und einen Küstenstreifen überfliegt, macht großen Eindruck.
Flyboard : Tollkühne Männer auf ihren fliegenden Brettern
Die Schuhe sind wie Skistiefel auf dem Brett befestigt, gegen das Umkippen gebe es eine „Stabilisierungs-Technik, die wir aus Konkurrenzgründen vorerst nicht näher beschreiben wollen“, wie die Sprecherin sagt. Militärs in aller Welt interessierten sich für die Technik, teilt sie mit. Vorerst ist es mit dem Fliegen jedoch vorbei. In der vergangenen Woche verbot die Staatsanwaltschaft von Marseille Zapata Racing alle Flüge. Das Gerät habe keine Genehmigung, daher stelle es eine Gefährdung der Nutzer und der Öffentlichkeit dar. Wenn Franky Zapata weiterfliege, drohe ihm sogar eine Gefängnisstrafe, eröffneten ihm die Behörden. Dabei hatte der französische Erfinder gerade erst einen Antrag auf Genehmigung gestellt, er will sich an die Vorschriften halten. Sein Antrag wurde auch noch nicht abgelehnt. Es geht somit um die Frage, ob er in der Zwischenzeit für Testzwecke fliegen darf.
„Dann ist mein Unternehmen gefährdet“
Die Behörden sagen nein. „Dann ist mein Unternehmen mit meinen 17 Beschäftigten gefährdet und ich muss mit schwerem Herzen darüber nachdenken, mich woanders anzusiedeln“, droht der Erfinder aus Marseille. Rund 10.000 Flyboards habe er schon in der ganzen Welt verkauft, allerdings solche, die über einen Schlauch mit dem Wasser verbunden sind und mit Wasserdruck anstelle eines Triebwerks arbeiten. Sie fliegen nur über Wasser und haben nicht die gleiche Bewegungsfreiheit. Immerhin sind sie aber schon so weit verbreitet, dass Weltmeisterschaften für besonders gekonnte Überwasserflüge stattfanden.
Nach Darstellung Zapatas sind die behördlichen Hindernisse ein echter Standortnachteil Frankreichs. Er rechnet sich zur ernsthaften Start-up-Szene des Landes – und nicht zu den Abenteurern der Luft, die in der Vergangenheit schon für Aufsehen sorgten. Etwa der legendäre Amerikaner „Lawnchair Larry Walters“, der 1982 nicht weniger als 45 Heißluftballons an seinen Gartenstuhl band und damit auf gut 4500 Metern in den Luftraum von Los Angeles eindrang. Eigentlich wollte er mit einem Luftgewehr die Luftballons nacheinander zum Platzen bringen, doch in der großen Höhe bekam er es mit der Angst zu tun. Somit flog er 14 Stunden herum, bis ihn die Erde wieder hatte – und ihm die Polizei eine Geldstrafe von 1500 Dollars überbrachte.
Die rege Start-up-Szene Frankreichs reibt sich immer mal wieder an den sturen Behörden. Die jungen Gründer des Taxi-Unternehmens „Heetch“, das alkoholisierte junge Leute nach dem Nachtklub-Besuch sicher nachhause bringt, wurden kürzlich zu hohen Geldbußen verurteilt.