Standortentscheidung : Ford lässt Saarlouis fallen
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Vor fünf Jahren hatte Ford den Standort Valencia schon einmal gestärkt. Damals flossen 750 Millionen Euro in die Fertigung des Modells Kuga. Bild: obs
Die beiden Standorte Valencia und Saarlouis wurden in einen konzerneigenen Standort-Wettbewerb geschickt. Nun hat das deutsche Werk verloren. Das bringt für die Region Risiken mit sich. Sie ist von Autozulieferern abhängig.
Der US-amerikanische Autohersteller Ford wird sein erstes vollständig selbst entwickeltes Elektroauto nicht im saarländischen Saarlouis bauen. Stattdessen hat sich die Konzernführung für die Produktion im spanischen Valencia entschieden. Nach monatelangem Ringen, in dem der Vorstand zum großen Unmut von Beschäftigen und politisch Verantwortlichen die Werke zu einer Art internen Konkurrenzkampf und einem Wettbieten der Subventionen aufgefordert hat, gehen die Saarländer als Verlierer vom Platz.
Dem Werk mit seinen 4600 Beschäftigten und dem umliegenden Zuliefererpark mit weiteren 1300 Mitarbeitern drohen erhebliche Einschnitte, vielleicht sogar die Schließung. Bis 2025 wird dort noch der Ford Focus produziert, danach läuft eine Beschäftigungsgarantie aus. In der Autoindustrie gilt ein Werk ohne eigenes Modell langfristig als von der Schließung bedroht.
Ford-Europa-Chef Stewart Rowley, sagte am Mittwoch lediglich zu, der Konzern werde für das Werk „zukünftige Konzepte evaluieren“, inner- oder außerhalb von Ford. Er will dazu eine Task Force bilden, die eng mit der Verwaltung zusammenarbeiten soll. Zugleich kündigte er sowohl für Saarlouis als auch das Werk in Valencia schon jetzt „signifikante Restrukturierungen“ an.
Nicht nur in Saarlouis, auch in Valencia sollen weniger Menschen beschäftigt werden
Obwohl die Spanier den Zuschlag erhalten, soll also auch im dortigen Werk die Zahl der Beschäftigten – aktuell 6000 – sinken. Um Elektroautos zu bauen, werden weniger Beschäftigte benötigt. Die Landesregierung in Saarbrücken hatte sich bis zuletzt für das Werk eingesetzt. Gemeinsam mit dem Bund wurde ein Subventionspaket geschnürt, das nach Angaben von Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) näher an der Milliarde sei als an 500 Millionen Euro.
Sie und Wirtschaftsminister Jürgen Barke waren noch Anfang Juni in die Ford-Zentrale nach Dearborn geflogen, um für Saarlouis zu werben. Schon 1998, als es um den Auftrag für die Focus-Produktion ging, hatte die Landesregierung 100 Millionen Euro an Hilfen gezahlt. Welchen Ausschlag die staatlichen Investitionshilfen für die Auftragsvergabe gegeben hat, kommentiert Ford nicht.
Europa-Chef Rowley sagte lediglich, bei Regionen hätten ein „robustes Paket“ vorgelegt. Bei Werksansiedlungen in Spanien, wie zuletzt bei der von VW angekündigten neuen Batteriefabrik, hatte Ministerpräsident Pedro Sánchez auch mit Hilfen aus dem EU-Aufbaufonds gelockt. Deutschland ist nach Darstellung des Bundesrechnungshofes mit 65 Milliarden Euro der größte Nettozahler des Fonds.
Ford sagt: Keine Entscheidung gegen Deutschland
Die Entscheidung gegen Saarlouis ist nach Darstellung von Ford keine Entscheidung gegen Deutschland. Rowley verwies auf die im März angekündigte Investitionen von bis zu 2 Milliarden Euro am Standort Köln, wo 15.000 Menschen für Ford arbeiten. Dort sollen zwei neue Modell gebaut werden, allerdings auf einer Plattform von Volkswagen, dazu ein Batterie-Montagewerk. In Valencia will Ford nicht mehr auf die VW-Plattform zurückgreifen, sondern erstmals eine eigene Basis nutzen.