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Feuerwerkskörper : Die zündelnden Erben des Li Tian

„Die wollen grüne Spiele“

Ein weiterer Grund dafür sei das gestiegene Umweltbewusstsein. „Die Leute klagen über Feinstaub, Lärm und Müll, viele halten Feuerwerke schlichtweg für Verschwendung.“ Panda spürt das bei seinen Großaufträgen, etwa auf internationalen Massenveranstaltungen. So steht man mit den Ausrichtern der Olympischen Spiele 2012 in London in Gesprächen, rechnet aber nicht mit dem Zuschlag. „Die wollen grüne Spiele und meinen, dazu passt das Feuerwerk nicht“, weiß Xiao, dessen Unternehmen den Feuerzauber bei der Eröffnungsfeier 2008 in Peking mitgestaltet hat.

Manche Schwierigkeiten der Zündler aus Südchina sind hausgemacht. Im November belegte die Wertpapieraufsicht den Panda-Gründer Zhao Weiping mit einer Geldbuße von 100.000 Yuan wegen Insiderhandels. Komplikationen gibt es auch bei der Expansion. So kaufte sich Panda beim Konkurrenten Lidu ein, kam mit der Übernahme aber nicht weiter und musste die Beteiligung wieder abstoßen. Auch scheiterte der Aufbau eines eigenen Vertriebs- und Großhandelsnetzes in England, Dänemark und Schweden. In Deutschland ist man mit der Panda Feuerwerk GmbH in Husum vertreten. Verkauf und Distribution in eigene Hände zu legen sei durchaus sinnvoll, sagt Xiao, denn das meiste Geld werde dort verdient, nicht mit der Herstellung. Aber noch verstehe Panda zu wenig vom Geschäft in Europa, um es dort selbst zu übernehmen.

Ein ohrenbetäubendes Spektakel

Zum Glück zieht der Inlandsmarkt mächtig an“, tröstet sich der Manager. Nach der Kulturrevolution war es in Chinas Großstädten 30 Jahre lang verboten oder nur eingeschränkt möglich, zum Frühlingsfest Feuerwerke abzubrennen. Erst seit 2005 dürfen die Bewohner zum chinesischen Neujahr im Februar wieder Raketen in die Luft schießen oder Böller knallen lassen – ein ohrenbetäubendes Spektakel, das sich über zwei Wochen hinzieht. Panda liefert die Hälfte der Materialien, die in der Hauptstadt Peking gezündet werden: 300.000 Kartons in 300 Containern. Die illegal verkauften Mengen schätzt Xiao auf das Dreifache. In drei bis fünf Jahren will Panda bis zu 20 Großstädte als Kunden gewinnen und dort zwei Millionen Kartons absetzen. „Damit können wir die Rückgänge im Ausland ausgleichen“, hofft Xiao.

Schwieriger sei es, die Margen zu halten. Wie alle großen Hersteller gibt Panda vor, unter steigenden Kosten zu leiden, die es in dem scharfen Wettbewerb nur unzureichend an die Kunden überwälzen könne. Papier, Schwarzpulver und Chemikalien seien in den vergangenen drei Jahren um fast 20 Prozent teurer geworden, ähnlich stark hätten die Löhne zugelegt. Diese sind allerdings noch immer sehr niedrig. In der Manufaktur Xiang Feng außerhalb von Liuyang wickelt eine junge Frau überdimensionale Wunderkerzen ein. Für jedes der baguettelangen Stücke erhält sie 0,02 Yuan ausgezahlt. Am Tag schafft sie 2000, kommt also auf 40 Yuan (4,60 Euro). Auch bei Panda ist das der Durchschnittslohn. In den vollgepackten Geschäften am Feuerwerksplatz in der Stadtmitte kosten die langen Magnesiumlichter etwa 0,40 Yuan je Stück. Allzu schlecht scheint es um die Gewinne der Hersteller nicht bestellt zu sein: Pandas börsennotierter Arm hat in den ersten neun Monaten des Jahres 10 Prozent seines Umsatzes als Überschuss eingefahren. Offenbar kann sich die Verehrung des Weisen Li Tian durchaus lohnen.

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