In Deutschland : Jedes dritte Unternehmen kassiert seine Prognose
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Als der Maschinenbauer Gea kürzlich seine Mittelfristziele korrigierte, fiel der Aktienkurs auf den tiefsten Stand seit 2012. Bild: GEA
Jedes dritte börsennotierte Unternehmen musste im Jahr 2018 seine Gewinnprognose senken. Besonders unzuverlässig zeigten sich die Großen – mit deutlichen Folgen für die Kurse.
Aktionäre sind flink, vor allem bei schlechten Nachrichten. Als der Maschinenbauer Gea kürzlich seine Mittelfristziele korrigierte, fiel der Aktienkurs auf den tiefsten Stand seit 2012. Auch als der Reisekonzern Tui kurz darauf seine Prognose kappte, stürzte der Kurs ab. Die Unternehmen führen in diesem Jahr einen Trend fort, der den Rückblick auf das vergangene Jahr für viele Aktionäre düster aussehen lässt. Denn die Unternehmen haben sie häufiger mit schlechten Neuigkeiten überrascht als jemals zuvor.
Die Zahl der Ergebniswarnungen von Aktiengesellschaften erreichte im Jahr 2018 ein Rekordniveau. In Deutschland verkündete sogar jedes dritte börsennotierte Unternehmen, ein schlechteres Ergebnis oder einen niedrigeren Umsatz als zunächst erwartet. Und vor allem Großkonzerne haben ihre Prognosen besonders häufig nach unten korrigiert. Dies ergibt eine Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Betrachtet wurden veröffentlichungspflichtige Prognoseänderungen zu Gewinnen und Umsätzen in den Jahren 2011 bis 2018.
Demnach sprachen im vergangenen Jahr die im Qualitätssegment („Prime Standard“) der Frankfurter Börse geführten 309 Unternehmen insgesamt 144 Warnungen vor einem schlechteren Gewinn oder Umsatz aus – ein Anstieg um 55 Prozent zum Jahr 2017. Damals hätten Unternehmen in 93 Fällen bekannt gegeben, die selbst gesteckten Ziele nicht erreichen zu können, heißt es von EY. 2016 habe es sogar nur 63 Warnungen gegeben. Jedes elfte Unternehmen hat sogar zwei oder mehr Ergebnis- oder Umsatzwarnungen veröffentlicht. Dazu gehören etwa der Automobilzulieferer Continental und der Gesundheitskonzern Fresenius: Conti kassierte seine Jahresziele im April und August, Fresenius musste im Oktober und Dezember korrigieren. Erstmals seit dem Jahr 2014 gab es damit wieder mehr negative als positive Abweichungen von den ursprünglichen Prognosen.
Besonders negativ fällt der Dax auf
Es wurden freilich auch positive Überraschungen verkündet, obgleich weniger als noch im Jahr 2017. Nach Daten von EY haben die börsennotierten Unternehmen hierzulande im Vorjahr insgesamt 138 Mal ihre selbstgesetzten Ziele zu den Umsatz- oder Gewinnerwartungen übertroffen. Im Jahr davor war das noch 195 Mal geschehen. Und insgesamt musste mehr als die Hälfte dieser Unternehmen (59 Prozent) die eigene Prognose nach oben oder nach unten revidieren.
Das hohe Niveau an negativen und positiven Korrekturen sei ein Spiegelbild der uneinheitlichen und zum Teil sogar widersprüchlichen Entwicklungen auf den Märkten, heißt es von EY. In einigen Branchen und Regionen gebe es nach wie vor eine gute bis sehr gute Entwicklung, zugleich nähmen aber die Warnsignale zu. Die Risiken stiegen in Europa und auf wichtigen Auslandsmärkten wie China. Die stark steigende Zahl negativer Prognosekorrekturen sei ein Indiz für eine sich weiter abkühlende Konjunktur.
Eigentlich schreibt man den Aktien der ersten Reihe eine besondere Qualität zu. Doch den mit Abstand stärksten Zuwachs an negativen Prognosekorrekturen verzeichnete nach Daten von EY der Auswahlindex Dax. Hier vervierfachte sich die Zahl der Warnungen gegenüber dem Vorjahr von 4 auf 18 – ein Höchstwert. Zugleich sank die Zahl positiver Korrekturen um mehr als ein Viertel. Auch im M-Dax und S-Dax gab es so viele Prognosesenkungen wie nie zuvor, während die Anhebungen ebenfalls weniger wurden.