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Eventim-Chef im Gespräch : „Ich gehe davon aus, dass die Roger-Waters-Konzerte stattfinden“

Klaus-Peter Schulenberg im Juni 2021 in der Eventim-Zentrale in Hamburg Bild: Daniel Pilar

Der Veranstaltungs- und Ticketingriese blickt auf ein Rekordjahr zurück. Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg über die vorsichtige Prognose, steigende Ticketpreise, das Geschäft in Amerika – und die Debatte um Roger Waters.

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          In München wird der Pink Floyd-Mitgründer auftreten. Es gebe keine rechtlichen Möglichkeiten, das Konzert von Roger Waters in der Olympiahalle zu untersagen, erklärte die Stadt am Mittwoch. So dürfte es an jedem der fünf deutschen Tour-Halte ausgehen, erwartet Klaus-Peter Schulenberg: „Ich gehe davon aus, dass die Roger Waters-Konzerte in allen deutschen Städten stattfinden werden – auch in Frankfurt“, sagt der Chef von Europas größtem Veranstaltungs- und Ticketingkonzern im Gespräch mit der F.A.Z.

          Benjamin Fischer
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Waters steht für seine Unterstützung der Israel-Boykottbewegung BDS und Äußerungen zum Ukrainekrieg in der Kritik. Kürzlich hatte er über sein Management erklären lassen, rechtliche Schritte gegen drohende Absagen in München und Frankfurt zu prüfen und den Vorwurf des Antisemitismus zurückgewiesen: „Meine allgemeinbekannten Ansichten beziehen sich ausschließlich auf die Politik und die Handlungen der israelischen Regierung und nicht auf die Menschen in Israel“, hieß es in einem Statement.

          Veranstaltet wird die kürzlich gestartete Europa-Tour von FKP Scorpio, nicht zuletzt bekannt als Unternehmen hinter den Festivals Southside und Hurricane und Teil des M-Dax-Konzerns Eventim. „Wir haben vor einigen Tagen die Kündigung von Seiten der Messe erhalten und werden nun rechtliche Schritte einleiten“, sagt Schulenberg mit Blick auf das für den 28. Mai geplante Konzert in Frankfurt. Die finanziellen Kosten einer etwaigen Absage lägen im siebenstelligen Bereich. „In einer Demokratie müssen wir auch unangenehme Meinungen aushalten, unabhängig davon, dass ich die Position von Roger Waters nicht teile.“

          Fast zwei Milliarden Euro Umsatz für Eventim

          Fernab der Kontroverse um Waters, kann CTS Eventim auf ein Rekordjahr zurückblicken. Rund 1,93 Milliarden Euro Umsatz übertreffen die Bilanz nach zwei von der Pandemie geprägten Jahren für das bis dato beste Jahr, 2019, deutlich. Damals hatten 1,44 Milliarden Euro zu Buche gestanden. Selbst veranstaltete Tourneen und Festivals trugen mit rund 1,4 Milliarden Euro den Großteil des Umsatzes bei, der Ticketverkauf für eigene, aber gerade auch für eine Vielzahl an anderen Veranstaltungen steuerte 541 Millionen Euro bei.

          CTS EVENTIM

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          Diese Eckwerte hatte der Konzern schon Mitte Februar mitgeteilt, ebenso wie das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) in Höhe von 384 Millionen Euro. Den Großteil machte mit 263 Millionen Euro wie üblich das Ticketing-Segment aus, wo der Konzern auch bei konzernfremden Veranstaltungen über Gebühren stets mitverdient. Eventim betreibt zudem große Spielstätten wie die Kölner Lanxess Arena oder die Berliner Waldbühne. Unter dem Strich belief sich der Gewinn im vergangenen Jahr auf 203,8 Millionen Euro. In den 87,9 Millionen Euro aus dem Jahr 2021 waren noch mehr als 100 Millionen Euro staatliche Corona-Hilfen enthalten gewesen. 50 Prozent des 2022 erzielten Gewinns, und damit 1,06 Euro pro Aktie, sollen als Dividende ausgeschüttet werden.

          Das Wiederanziehen des Live-Geschäfts nach Wegfallen der Pandemie-bedingten Einschränkungen hatte 2022 zeitweise für ein wahres Überangebot an Konzerten gesorgt. Sehr viele, teils mehrfach verschobene Konzerte seien nachgeholt worden, so Schulenberg, „dazu kam eine Vielzahl an neu gebuchten Tourneen.“ Der Einfluss dieses Sondereffekts sei nicht unerheblich: „Wir gehen dennoch davon aus, dass wir den Gesamtumsatz im Vergleich zu 2022 steigern werden.“ Der eher zurückhaltende Ausblick mit dem Verweis auf ein Ergebnis in etwa auf Vorjahresniveau kam an der Börse nicht gut an. Die Aktie notierte am Nachmittag rund 5 Prozent im Minus. „Wir haben schon immer konservative Prognosen abgegeben und sehen keinen Grund, daran etwas zu ändern“, gibt sich Schulenberg unbeeindruckt. Tatsächlich übertraf der Jahresumsatz für 2022 die Anfang November abgegebene Prognose von „mindestens 1,7 Milliarden Euro“ letzten Endes deutlich.

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