Von Corona- in Energiekrise : Es bleibt kompliziert in der Konzertwelt
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Ein Ed Sheeran (hier im Frankfurter Stadion) kennt keinen schleppenden Vorverkauf - im Gegenteil. Bild: Wonge Bergmann
Während die Branchenriesen Live Nation und Eventim Rekordzahlen präsentieren, ist die Lage der Konzertwelt an sich nach wie vor schwierig. Das unterstreichen nicht nur diverse Tour-Absagen. Die Gründe sind vielfältig.
Für Europas größten Veranstaltungs- und Ticketingkonzern läuft es: CTS Eventim erwartet für 2022 einen höheren Umsatz als noch im „Rekordjahr“ 2019, hieß es am Donnerstag zur Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal von Seiten des M-Dax-Unternehmens. Standen 2019 - vor der Pandemie - 1,44 Milliarden Euro zu Buche, sollen es nun für das laufende Jahr „mindestens 1,7 Milliarden“ werden.
Den Umsatz von 694 Millionen Euro für das abgelaufene Quartal hatte Eventim schon zuvor per Ad-Hoc mitgeteilt. Hierin enthalten war auch die Umsatzprognose für das Gesamtjahr und für das normalisierte Ebitda „von mindestens 330 Millionen Euro“. Hier fallen natürlich auch die allgemeinen Preissteigerungen ins Gewicht.
2019 hatte der Umsatz 378 Millionen Euro betragen, im Corona-bedingt kaum vergleichbaren Vorjahresquartal 2021 hatten 115 Millionen Euro zu Buche gestanden. Schon die Zahlen im zweiten Quartal dieses Jahres waren deutlich stärker ausgefallen als 2019.
Von Rock am Ring bis Fußballtickets
Eventim verfügt über diverse Ticketingplattformen über die Karten für eigene Veranstaltungen vor allem aber auch für zahllose andere aus Sport oder Kultur verkauft werden. Dazu betreibt der Konzern einige bekannte Konzertstätten wie etwa die Kölner Lanxess Arena oder die Waldbühne in Berlin. In Mailand baut Eventim derzeit eine neue Multifunktionshalle mit einer Kapazität von 16.000 Zuschauern. Das Projekt soll, Stand August 2021, 180 Millionen Euro kosten.
Zum Konzern gehören obendrein diverse große Veranstalter mit einem Portfolio an bekannten Künstlern, eigenen Angaben zufolge derzeit 34 Unternehmen in 15 Ländern. So hält Eventim etwa die Mehrheit an Semmel Concerts, FKP Scorpio, dem Veranstalter diverser großer Festivals wie Southside und Hurricane oder der 2020 gegründeten Agentur Dreamhaus - verantwortlich etwa für Rock am Ring.
Eigene Festivals, Touren und Konzerte sind der Umsatztreiber des Konzerns. 563 Millionen steuerte der Bereich bei, das Ticketing 137 Millionen Euro. Allerdings ist die Marge im kostenintensiven Live-Geschäft deutlich geringer als beim Ticketverkauf, wo der Konzern über Gebühren auch bei Veranstaltungen von konzernfremden Gesellschaften mitverdient. 54 Prozent waren es hier im zurückliegenden Quartal. Das Live-Geschäft kommt auf 11 Prozent, was für den Bereich freilich auch ein guter Wert ist. In zweiten Quartal waren es 49 respektive 9 Prozent gewesen. Ins zweite Quartal fallen auch die größten Festivals des Konzerns.
Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg hatte im August im Gespräch mit der F.A.Z auf eine Verbesserung von Abläufen verwiesen, durch die mit der bestehenden Struktur mehr Karten verkauft werden könnten. Mit Blick auf die Live-Sparte hatte er auf Kostensteigergen von rund 30 Prozent für mehrfach verschobene Veranstaltungen verwiesen, die die Marge der Veranstaltungen gedrückt hätten.